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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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178Liebesverhältnis. Doch die Liebschaft der Milchgeschwister hat keinen glücklichenAusgang: Delphine lässt den sie innig liebenden Christoph gehen und brennt mit einemSchauspieler durch. Wie in dem Roman Das unverwesliche Erbe (1954) nahe gelegt wird,gebiert Delphine kurz vor ihrem frühen Tod ein uneheliches Kind, dessen Vater Christophist. Dieses uneheliche Kind ist Charlotte Dornblüh, die Protagonistin des Romans Dasunverwesliche Erbe.In der Relation Delphine – Christoph kommt deutlich das Prinzip derGegensätzlichkeit zum Ausdruck. Während Christoph das ersehnte und über alles geliebteWunschkind ist, verdient Delphine lediglich die Bezeichnung Zufallskind. Somit wird dievon Delphine repräsentierte Weiblichkeit von vornherein negativ besetzt und alsunerwünscht eingestuft. 365Durch die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter Charlotte, die sich sowohl <strong>im</strong> Äußeren alsauch in der Parallelität ihres Schicksals manifestiert, erscheint Delphine als eine ArtInkarnation der eigenen Mutter und der Großmutter, die auch Delphine hieß. Delphinemuss die Fehler ihrer Mutter wiederholen: auch sie verrät ihr Vaterland, von ihremfranzösischen Vater zur Spionage für Frankreich überredet. Dass sie auf gewisse Weisevergangenheitsbelastet ist, suggeriert auch ihr Aussehen: als kleines Kind blickt sie „wieein alter Mensch und voll Kummer.“ (W. S. 77) Ihr Gesicht wirkt kennzeichnenderweisewie „die Maske einer längst Verstorbenen.“ (W. S. 76)Weil die Protagonistin ihrer Mutter Charlotte so ähnelt, ist auch Delphine derGegensatz Cornelies:„Zwischen diesen beiden Bildern gibt es <strong>im</strong> Weltbild der Autorin keine Brücke, sie bildenzwei entgegengesetzte Pole der Natur des Weiblichen, die <strong>im</strong> Roman auf den Ebenen desPrivaten wie des Politischen weniger entwickelt als vielmehr vorgeführt werden.“ 366Nichts desto weniger betont Cornelie selbst, dass zwischen ihr und Delphine eineunüberwindliche Distanz besteht: „Ich habe Delphine wohl nicht wirklich geliebt. Warumaber waren wir uns so fremd, - so tief, so unnahbar fremd, das Kindchen und ich?“ (W. S.365 Im Laufe der Handlung bestätigt sich diese Behauptung. So wird z. B. Delphine mit dem Häßlichen inVerbindung gebracht: „Was nun aber Delphine betraf, so wußte sie erstaunlich viel Unhe<strong>im</strong>liches undHässliches zu erzählen.“ (W. S. 649).366Irmgard Hölscher: Geschichtskonstruktion und Weiblichkeitsbilder in <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> Roman »DasWunschkind«. In: Barbara Determann, Ulrike Hammer, Doron Kiesel (Hrsg.): Verdeckte Überlieferungen.Weiblichkeitsbilder zwischen We<strong>im</strong>arer Republik, Nationalsozialismus und Fünfziger Jahren. Frankfurt /Main 1991. S. 41-81, hier S. 58.

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