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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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48Spitze der Dinge“ ein weibliches „Naturprinzip“ (B. S. 32) stehe, dass also der Ursprungallen Seins <strong>im</strong> Weiblichen liege. Die Rolle dieser weiblichen Kraft analysiert er u. a. amBeispiel der römischen Frauen, die die Große Mutter in der Göttin Mater Matuta oder Ino-Matuta verehrten:„Ino-Matuta ist das weibliche Naturprinzip, das an der Spitze aller Dinge steht, das sterblicheWeib ihr irdisches Abbild, und daher, wie jene an der Spitze der Natur, so sie an der Spitzeder Familie. Darum beten die Frauen zu ihr, und nur für ihre Schwestern, nicht für ihreBrüder. […] In ihr [der Mutter] bilden sie [die Schwestern] eine Einheit, so wie alleirdischen Frauen in der grossen Urmutter Mater Matuta ihren Vereinigungspunkt haben.“ (B.S. 32)Trotz der vielen positiven Attribute der Gynaikokratie war diese Zeit von Anfangan dem Untergang geweiht, weil dieses Prinzip ein derart ganzheitliches und geordnetesSystem bildete, dass eine weitere Entwicklung nicht mehr möglich war. Auf die höchsteStufe der Entwicklung angelangt, war das Mutterrecht am weiteren Fortschritt gehindert.Als eine abgeschlossene Periode konnte die Gynaikokratie nur dem kommenden Zeitalterweichen und von ihm verdrängt werden.Ähnlich wie die mutterrechtliche Periode eine Ambivalenz auszeichnete, zeigensich auch in der Vorherrschaft des väterlichen Prinzips sowohl positive als auch negativeAspekte. Symptomatisch für das Gesetz des Vaters seien solche Elemente wieBeschränkung oder Einschränkung, Verzicht auf Brüderlichkeit, Konzentration auf dasIndividuelle und Neigung zur Zergliederung. Positiv seien dagegen vorzugsweise die„geistige Entwicklung“ (B. S. XXIX) des Vaterprinzips und die damit verbundeneRationalisierung, die wiederum <strong>im</strong> Gegensatz zu der „stofflichen Gebundenheit“ (B. S.XXIX) der mütterlichen Epoche stehen. Während das Mutterrecht durch „die beharrendeRuhe“ gekennzeichnet sei, wird das Vaterrecht als das „männlich-schaffende Prinzip“ (B.S. XXIX) aufgefasst.In seinen Überlegungen entwickelt der Schweizer Forscher einWeiblichkeitskonzept, welchem die Überzeugung zugrunde liegt, dass Mann und Fraufundamental andere Wesen sind. Bachofen betont den Unterschied derGeschlechtscharaktere: Mann und Frau besitzen unterschiedliche Eigenschaften und sindvon der Natur aus anders veranlagt. Diese Andersartigkeit bedeutet für ihn keineswegs die

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