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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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46‘Anständigkeit‘ unterscheiden. Das erste Stadium ist die auf den körperlichen Genusseingestellte „dionysische Paternität“ (B. S. XXX), die „phallisch zeugend“ war und stetsden weiblichen „empfangenden Stoff“ suchte. Diesem Stadium schloss sich die ‚mehranständige’, das Triebhafte ablehnende „apollinische Paternität“ an, welche in die„Reinheit des göttlichen Vaterprinzips“ (B. S. XXX) mündete. Das apollinische Zeitalterist darüber hinaus durch die völlige Absage an das Weibliche gekennzeichnet: es„läßt alle Idee der Zeugung und Befruchtung, alle Sehnsucht nach dem weiblichen Stoff tiefunter sich zurück. […] Mutterlos ist [Apollons] Paternität eine geistige, wie sie in derAdoption vorliegt, mithin unsterblich, der Todesnacht, in welche Dionysos, weil phallisch,stets hineinblickt, nicht unterworfen.“ (B. S. XXX)Bereits diese kurze Charakterisierung der von Bachofen ausgesonderten Systememacht deutlich, dass sein Denken ein Differenzdenken ist. Zu den tragenden Elementenseiner Theorie werden zwei sich voneinander grundsätzlich unterscheidende Prinzipien:das Prinzip der Mutter und das Prinzip des Vaters.Das Mutterrecht bezeichnet Bachofen als „ursprüngliches Lebensgesetz“ (B. S.VII); die in der mutterrechtlichen Periode herrschenden Regeln stehen <strong>im</strong> krassenGegensatz zu den später von den Vätern aufgestellten Normen. Das mutterrechtlicheZeitalter wird dadurch charakterisiert, dass die Kinder nicht nach dem Vater, sondern nachder Mutter benannt wurden und dass den Töchtern die ausschließliche Erbberechtigungzustand. Diese Epoche war eine homogene und einheitliche Erscheinung, die vorzugsweisedas harmonische Leben des Menschen mit der Natur herausstellte. In der Gynaikokratieüberwogen solche Prinzipien wie Allgemeinheit, Unbegrenztheit, Erhabenheit und „einZug milder Humanität“ (B. S. XI). Im Mutterrecht sieht Bachofen auch die Grundlage derIdeen der Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit, weil sie nur aus dem allgemeinenCharakter dieser Periode und der Ablehnung der Zwietracht und des Unfriedens erwachsenkonnten.Typisch für dieses Weltalter der Mutter war darüber hinaus„die Auszeichnung des Mondes vor der Sonne, der empfangenden Erde vor dembefruchtenden Meere, der finstern Todesseite des Naturlebens vor der lichten des Werdens,der Verstorbenen vor den Lebenden […].“ (B. S. IX).

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