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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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164„Was die junge Cornelie mit dem jungen Hans Adam verband […], war gemeinsameWärme, gemeinsamer Rhythmus der Herzen, war ihre gemeinsame Jugend und das Wunderder gegenseitigen Anziehung ihrer Lebensströme, die nach dem Ausgleich verlangten, demeinzigen, der hier möglich war.“ (W. S. 103)Es ist kennzeichnend, dass sich die Eheleute wie Partner betrachten – auch dieVerschiedenheit der Konfessionen (er ist katholisch, sie ist protestantisch) ruft keineSpannungen in der Ehe hervor. Dass es eben die Protagonisten des Wunschkindes sind,<strong>Seidels</strong> wichtigsten Werkes, die das Ideal der Ehe als einer partnerschaftlichen Beziehungversinnbildlichen, ist in diesem Kontext hervorzuheben.Ein ausgewogenes Verhältnis herrscht auch in der Ehe Marias aus Dasunverwesliche Erbe: ihre kurze Ehe mit dem früh verstorbenen Gelehrten Joach<strong>im</strong>Lennacker wird von keinen Krisen erschüttert, Maria fügt sich selbstverständlich in dieRolle der Ehefrau. Für ihren Mann ist sie die unerlässliche Stütze 344 , bei der er <strong>im</strong>mer dieinnere Ruhe wieder findet:„Seit ich Maria habe, fühle ich unerschöpfliche Kräfte in mir. […] Wie wohltätig würdestauch Du ihr gleichmäßig sanftes und heiteres Wesen empfinden, das so voll tiefer, süßerWärme ist und so bereit, mich mit allen meinen Wünschen und Plänen, mit meinerUnausgeglichenheit, meinen Fehlern […], aufzunehmen und mir He<strong>im</strong>at und Frieden zugeben!“ 345Maria Lennacker entschließt sich nicht, wie gesagt, zum zweiten Mal zu heiraten, weil siesich nicht in eine Beziehung verwickeln will, die nicht von gegenseitigem Verständnisgekennzeichnet wäre:344 So begegnet man auch in dem Roman Lennacker vor allem starken Frauen, die in guten wie in schlechtenZeiten eine Stütze für ihre Männer sind, die die Fassung bewahren, während sich die Männer derVerzweiflung hingeben. So findet z. B. der Pfarrer Philippus Sebastian Lennacker die nötige Unterstützungbei seiner Frau Anna, die ihm kühn und stolz zur Seite steht, obwohl sie sich der Gefahr bewusst ist, dieihnen droht. Dank der ihm Ruhe und Stärke einflößenden Frau entschließt sich Lennacker dazu, in der vondem Feind umkreisten Stadt zu bleiben und die Mitglieder seiner Gemeinde nicht zu verlassen. Als Inbegriffder inneren Ruhe und Ausgeglichenheit gilt ebenfalls Sibylle, die Frau des Hofpredigers Jacobus JohannesLennacker, dank welcher er den Mut findet, die von ihm verhasste Hexenverfolgung öffentlich zu kritisierenund sogar seinen Herzog dazu zu überreden, die sinnlosen Verfolgungen und Prozesse einzustellen.345 <strong>Ina</strong> Seidel: Lennacker. Das Buch einer He<strong>im</strong>kehr. Stuttgart 1985, S. 560.

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