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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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214eine Kurzform des Namens ‚Serafina’, der ursprünglich aus dem Hebräischen kommt undsich auf die sechsflügligen h<strong>im</strong>mlischen Wesen aus dem Buch Jesaja bezieht.“ 407Mit der „gottbegeisterten Tänzerin“ 408 Fina schafft <strong>Ina</strong> Seidel eine Figur, die <strong>im</strong>krassen Gegensatz zu den übrigen Tänzerinnen aus ihrem Werk steht. Vergleicht man Finamit den Tänzerinnen Andrea aus Der vergrabene Schatz oder Tatjana aus Die Sterne derHe<strong>im</strong>kehr, so wird deutlich, dass sich Fina von den anderen vor allem in Bezug auf dieFragen der Ethik und Moral unterscheidet. Während sich die sexuell emanzipierten Andreaund Tatjana als Vertreterinnen der ‘Neuen Ethik’ charakterisieren lassen, steht Fina fürKeuschheit und moralischen Konservatismus. Indem die Protagonistin das Sinnlicheabsterben lässt, nähert sie sich vielmehr der Gestalt Cornelies aus dem Wunschkind. Finaist folglich ein Beispiel dafür, dass nicht nur eine mütterliche Frau zur Hüterin der Moralwerden kann: auch eine Alleinstehende vermag diese Aufgabe zu bewältigen,vorausgesetzt, dass sie nicht gegen ihre jungfräuliche Würde verstößt. 409 Obwohl Finakeine Mutter ist, ist ihre Nächstenliebe genauso stark wie die Mutterliebe: die Stärke dieserLiebe scheint darin zu liegen, dass es eben eine geistige, eine ‚reine’ Liebe ist – die Liebeeiner Christin, die der Mutterliebe ähnlich zur Hingabe und Aufopferung befähigt. Mitsolcher Aussage stellt sich <strong>Ina</strong> Seidel in die Nähe Gertrud Bäumers, für welche dieweibliche Nächstenliebe „die eigentliche praktische Auslösung religiöser Inbrunst“ 410 war.3.3.2.6 Die Klavierspielerin Merula aus Der Weg ohne WahlMerula Martius-Orley, denn so heißt die Heldin des Romans Der Weg ohne Wahl (1933),ist eine 22jährige Klavierspielerin, die zusammen mit ihrem Bruder, dem Geiger MannoOrley, in Raduhn, in der Nähe von Berlin wohnt. Die Geschwister sind musikalisch hochtalentiert und genießen trotz ihres jungen Alters einen gewissen Ruhm.Die Geschichte, die einige Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges beginnt, wirdzum größten Teil aus der personalen Perspektive eines 40jahrigen Arztes erzählt, der dieBekanntschaft mit dem Musikerpaar auf seiner Rückreise nach Berlin in einem Zug macht.Friedrich Rasmus ist ein allein stehender Mann, dessen Schicksal mit dem der Geschwisterunwiederbringlich verflochten wird, als er das Leben des jungen Musikers Manno rettet,407 Vgl.: Henryk Fros / Franciszek Sowa: Księga <strong>im</strong>ion i świętych. Kraków 2004. Tom 5. S. 228 i 230.408 Karl August Horst: <strong>Ina</strong> Seidel. Wesen und Werk. Stuttgart 1956. S. 147.409 Auch für Georg S<strong>im</strong>mel ist die Frau von ihrem Wesen her zum moralisch richtigen Handeln gleichsamprädestiniert. Vgl. das Kapitel zu Georg S<strong>im</strong>mel.410 Vgl. das Kapitel zu G. Bäumer.

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