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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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54also nicht als Relationsbegriff. Diese Lücke versucht der Soziologe mit seiner Theorie zuschließen.Wie bereits gesagt wurde, sind Frau und Mann für S<strong>im</strong>mel zwei entgegen gesetztePole, die sich voneinander grundsätzlich unterscheiden. Diese Relation hat jedoch für dieFrau eine wesentlichere Bedeutung als für den Mann:„[…] der Geschlechtsunterschied, scheinbar eine Relation zweier logisch äquivalenter,polarer Parteien, ist dennoch für die Frau typischerweise etwas Wichtigeres als für denMann, es ist ihr wesentlicher, dass sie Frau ist, als es für den Mann ist, dass er Mann ist.“ (SS. 63)Das bewusste Empfinden ihrer Geschlechtlichkeit wird für die Frau zu einem festenBestandteil ihrer Existenz, wobei dieses Bewusstsein der eigenen geschlechtlichen Identitätbedeutsamere Folgen für die Frau als für den Mann hat:„Unzählige Male scheint der Mann rein Sachliches zu denken, ohne dass seine Männlichkeitgleichzeitig irgendeinen Platz in seiner Empfindung einnähme; dagegen scheint es, als würdedie Frau niemals von einem deutlicheren oder dunkleren Gefühle, dass sie Frau ist,verlassen; dieses bildet den niemals ganz verschwindenden Untergrund, auf dem alle Inhalteihres Lebens sich abspielen.“ (S. S. 59)Es wird deutlich, dass weibliches Denken <strong>im</strong> krassen Gegensatz zum Denken des Mannessteht, wobei das Bewusstsein der eigenen geschlechtlichen Identität den Maßstab bildet:während sich der Mann über seine Männlichkeit gleichsam erheben und die Ebene einesobjektiven, geschlechtslosen Denkens erreichen kann, ist das Denken der Frau gänzlichvon ihrer Geschlechtsidentität best<strong>im</strong>mt. Der weibliche Körper bildet eine ArtBedingungsrahmen des weiblichen Handelns: die Frau scheint in ihrem Körper derartbefangen zu sein, dass er sogar ihre Denkweise präfiguriert. 152 So gesehen wird dasGeschlecht der Frau zum Käfig, die Verstrickung ins Fleischliche erweist sich als eineunumgängliche Tatsache. Frau-Sein ist für S<strong>im</strong>mel in erster Linie ein biologisches Faktum.Die männliche Herrschaft in der Gesellschaft ergibt sich eben auch aus diesem Unterschiedund der Unfähigkeit der Frau, sich von ihrem Körper-Denken zu befreien, denn nur dieUrteile des Mannes haben Allgemeingültigkeitsrecht, werden als objektiv und sachlich152 Es lässt sich hier auch eine Affinität zu der Bachofenschen Stoffverbundenheit der Frau feststellen.

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