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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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23„die Frau eines Pfarrers sei wie jede Frau in erster Linie für ihren Mann da, welchen Berufdieser Mann auch hätte. Erschien diese Antwort manchen Leuten als anfechtbar, mirerschien sie als selbstverständlich. […] Ich war überzeugt, daß ich mich <strong>im</strong> Zusammenlebenmit ihm an alles würde anpassen können, da ich mich unserer Übereinst<strong>im</strong>mung derGrundlagen unserer Lebensanschauung gewiß fühlte.“ 80Tatsächlich fügte sich <strong>Ina</strong> Seidel den Aufgaben und Pflichten, die sich aus der Rolle derPastorenfrau ergaben, ohne Protest und mit einer Selbstverständlichkeit, die auf die großeLiebe zu ihrem Mann schließen lässt. Diese Haltung ergibt sich auch daraus, dass dieAutorin des Wunschkindes (wie sie es selbst zugibt), nicht so viele Pflichten hatte wie dieFrau des ersten Pfarrers. Da Heinrich Wolfgang Seidel die Stelle des zweiten Pfarrers indem bereits erwähnten Diakonissenhaus bekam, waren es eben jene Diakonissen, die diesonst der Pfarrersfrau zugeteilten Aufgaben erfüllten. Die Opferbereitschaft <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong>zeigte sich jedoch nicht nur <strong>im</strong> Verzicht auf die eigene Fortbildung, sondern auch in ihremZurücktreten als Dichterin. Da sie sich selbst dazu nicht äußert, sei hier ihr Sohn, GeorgSeidel, zitiert:„Sie hatte sehr gute Vorsätze – darunter auch den, daß sie ihre Schreibereien (zu denenHeinrich Wolfgang leider nie viel sagte) fortan als die Privatsache betreiben wollte, die sieoffenbar waren und bleiben würden.“ 81Ein Jahr nach der Verheiratung wurde das erste Kind der <strong>Seidels</strong> geboren – dieTochter Heilwig. Infolge einer Wochenbettinfektion erkrankte die 23jährige Dichterinschwer und war acht Monate lang ans Bett gefesselt; lebenslang blieb sie gehbehindert:„Zwei nötig gewordene Operationen hatten mich in den Stand des kriegsverletzten Soldatenmit einem versteiften und verkürzten Bein versetzt; aus einem besonders beweglichen undjungen Menschen war ich in einen lebenslänglich behinderten verwandelt worden. Sobedeutet diese Krankheit einen tiefen Einschnitt in meinem Leben.“ 8280 <strong>Ina</strong> Seidel: Lebensbericht 1885-1923. Stuttgart 1970. S. 187.81 Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63), S. 172.82 <strong>Ina</strong> Seidel: Kurzer Lebensbericht. In: (Dies.): Spuk in des Wassermanns Haus. Berlin 1931, S. 65-73, hierS. 71.

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