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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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116sie nicht der Stillung der Triebe dient, sondern der Zeugung des innig gewünschtenKindes: „Dann erschrak er [Hans Adam] vor ihrer [Cornelies] Stummheit und vor derduldenden Hingegebenheit ihres Körpers, der kühl war trotz der Schwüle der Nacht […]“(W. S. 19). Und etwas weiter liest man, dass Hans Adam seiner Frau gehorchte, „die dieArme um seinen Nacken schlang und leer von allen Wünschen war bis auf den einenWillen zur Fruchtbarkeit.“ (W. S. 20) Diese selbstlose Geschlechtlichkeit Cornelieserinnert ebenfalls an die S<strong>im</strong>melsche These von der weiblichen Sexualität, die laut demForscher die Funktion eines Werkzeugs übern<strong>im</strong>mt: die Frau ‚bedient’ sich ihrer nur dann,um sich von dem Mann befruchten zu lassen.Die erotische Komponente kommt ebenfalls in Cornelies Beziehung zu dem ArztPhilippe Buzzini zum Vorschein: Das Anziehende an ihm ist seine bäuerliche Herkunft,die Tatsache, dass er ein ‚Naturmensch’ ist: „die Erde war die unerschütterlicheVerbindung zwischen ihr und Buzzini“ (W. S. 530). Obschon Cornelie ihre Liebe zu demArzt auch vernünftig zu rechtfertigen versucht und behauptet, ihr gefalle vor allem seineArbeit zum Wohle der Allgemeinheit, so ist die erotische Färbung dieser Beziehung nichtzu übersehen: „kurz vor dem Hineingleiten in die letzte Hingabe“ reißt sich Cornelie„gewaltsam“ (W. S. 514) zurück. Sie kann anscheinend deswegen nicht zu einer Geliebtendes Arztes werden, weil dies die Zerstörung der Gemeinschaft zwischen ihr und ihremSohn bedeuten würde:„Schon die Vorstellung, daß irgendeine neue Lebensgemeinschaft sich trennend zwischen ihrund ihrem Kinde ausbreiten könnte, genügte, um sie mit erstarrendem Herzen wie am Randeeines Abgrundes umkehren zu lassen.“ (W. S. 520)Die Beziehung zu dem Arzt ist auch deswegen von vornherein zum Scheitern verurteilt,weil sie nicht in die Eheschließung münden kann, auch wenn Cornelie bereit wäre, sichihrem künftigen Mann unterzuordnen. Buzzinis Vergangenheit lastet auf ihm wie eineschwere Sünde und seine Versuche, seine erste Ehe aufzulösen, gelingen nicht. Darüberhinaus kann für ihn als Naturmenschen „der bürgerliche Ehestand“ (W. S. 531) nicht dieErfüllung bringen. Es liegt hier die Schlussfolgerung nahe, dass es nicht nur der Sohn ist,der Cornelie und den Doktor auseinander gehen lässt, sondern vielmehr die besonderePrägung des weiblichen Charakters, der eine uneheliche Beziehung nicht akzeptieren kann.Indem Cornelie das Sittliche über das Sinnliche stellt, bewahrt sie sich als die Hüterin derMoral und der Ehe, die folglich als die einzig akzeptable Form der

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