11.07.2015 Aufrufe

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

45und Saatkorn versinnbildlicht wurde. Symbolisch repräsentierte die Etappe desMutterrechts darüber hinaus der Mond, wobei die Erde weiterhin eine wichtige Rollespielte, weil sie zur Trägerin des Muttertums wurde. Eine symbolische Bedeutung hatte indiesem Zusammenhang ebenfalls die mütterliche Nacht, aufgefasst als eine „chthonischeMacht“ (B. S. XXIX). Als das weibliche Prinzip wurde auch der Ozean verstanden.In der Entfaltung des mutterrechtlichen Zeitalters weist Bachofen auf eineZwischenstufe hin, die infolge der Verbindung der Gynaikokratie mit dem Kult vonDionysos angetreten wurde. Der Kult des Gottes der Ekstase und des Weines hatte eineRückwendung zum Erotischen und Sinnlichen zur Folge, die wiederum die„Versinnlichung des Daseins“ (B. S. XXIII) herbeiführte. Interessant ist in diesemZusammenhang, dass laut Bachofen diese Erotisierung des Lebens eine breitegesellschaftliche Wirkung hatte: sie habe nämlich zum Verfall der staatlichen Ordnunggeführt. Der Zerfall des staatlichen Systems begünstigte wiederum das Entstehen derDemokratie. Dieser Prozess verleitet den Forscher zu der Bemerkung, dass die„fleischliche Emancipation“ mit der „politischen Emancipation“ (B. S. XXIII) einhergehe.Eine weitere Zwischenetappe der mutterrechtlichen Epoche ist ihre „amazonischeSteigerung“ (B. S. XXIV), die sich in einer besonderen Intensivierung der weiblichenMacht zeigt und eng mit dem Hetärismus verbunden ist. Trotz dieser Affinität mit derPeriode der Prostitution wird das Amazonentum von Bachofen nicht eindeutig negativbeurteilt, weil er in dem „bewaffneten Widerstande“ (B. S. XXV) der Frau ihreAuflehnung gegen die Erniedrigung, die sie seitens des Mannes erfahren hat, erblickt. DasAmazonentum bildet die Vorstufe der Gynaikokratie und unterscheidet sich von ihrgrundsätzlich dadurch, dass die Amazone als „Feindin dauernder Verbindung“ (B. S.XXVII) die Institution der Ehe ablehnt. Daher ergibt sich auch ihre Flucht vor dermännlich konnotierten Sonne und ihre Vorliebe für den dem Weiblichen vorenthaltenenMond.Die dritte Kulturstufe, durch das Prinzip des Vaters beherrscht, bedeutet dasZurücktreten der mütterlichen Herrschaft und die Übergabe der Macht der Mütter an ihreSöhne. Zu den Vertretern der Paternität zählt Bachofen u. a. das antike Athen und Rom.Das Zeitalter des Vaters bringt die „Losmachung des Geistes von den Erscheinungen derNatur“ (B. S. XXVII), der göttliche Charakter der Mutter wird von der Göttlichkeit desVaters verdrängt. Ähnlich wie die Gynaikokratie war auch das Zeitalter des Vaterrechtskeine einheitliche Erscheinung: in seiner Analyse der Entwicklung weist Bachofen aufzwei Zwischenstadien hin, die sich voneinander durch den Grad der männlichen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!