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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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228Johannes Anhänglichkeit an den Hof geht mit ihrer weiblichen Eigenart einher, welchedurch eine besonders starke Bindung an die Natur charakterisiert ist:„[Johanne] ist mit jedem Acker, mit jedem Baum, mit jedem Tier wie verwachsen. Sie wares <strong>im</strong>mer, aber seitdem sie die große Arbeit tut, kennt sie gar keinen Unterschied mehrzwischen sich und dem Hof.“ (BR. S. 79)Die Naturverbundenheit der weiblichen Figur wird dabei vorzugsweise als Zugehörigkeitzur Erde dargestellt:„Wenn ich [Johanne] abends <strong>im</strong> Bett liege, schlafe ich gleich ein, - der Schlaf kommt wieSchnee. […] Sonst ist es oft sonderbar – ich muß an jeden Flecken Erde denken, an seinWachstum und wie ihm das Wasser gerade bekommt, - und ich fühle das Gute und ich fühledas Böse so stark – so – als sei ich es selbst, - ja, da liege ich manchmal bis zum Morgen <strong>im</strong>Halbschlaf und fühle meinen Körper wie das ganze Land. Es ist alles auf mir und in mir.Und wenn es in der Ernte lange regnet, so daß die Frucht faulen muß, das ist amschl<strong>im</strong>msten, - nein, schl<strong>im</strong>mer noch ist die Hitze und Dürre <strong>im</strong> Mai. Aber Schnee ist gut.“(BR. S. 139)Dem Zitat lässt sich entnehmen, dass der weibliche Körper auf die Zyklen der Natureingestellt ist: besonders deutlich kommt hier die tiefe Verwurzelung des Weiblichen inder nährenden Erde zum Ausdruck. Johanne lebt aus einer ursprünglichen Einheit mit demStofflichen und der Erde, die hier eindeutig die Fruchtbarkeit symbolisiert. 425 Daraus kannman auch ableiten, dass Johanne den Mütterlichkeitsinstinkt besitzt, dass sie bereit wäre,eine Mutter zu werden.Dank der Verbundenheit mit der he<strong>im</strong>atlichen Erde könnten die Frauen „fruchtbar“(BR. S. 130) wirken, was darauf verweist, dass ihnen der Mutterinstinkt in gewisser Weiseangeboren ist. Da sie ihn aber nicht entwickeln können, werden sie zum Gegensatz derliebevollen und zärtlichen Mutter – zu „harten Jungfern“:„Ihre [Conrads] Schwestern gaben sich von jeher herbe und nahezu schroff, es bedurfte wohlganz besonderer Führung, um den Schatz von Mütterlichkeit und Wärme, der in ihnen ruht,zu befreien.“ (BR. S. 128)425 Worin man auch eine Anspielung auf die Bachofenschen Thesen sehen kann.

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