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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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26„’Das Haus zum Monde’ und seine Fortsetzung hatten insofern ein phantastisches Thema,als eine der Hauptgestalten sich für die Reincarnation einer Verstorbenen hielt und darunterlitt. In der Fortsetzung wurde diese quälende Vorstellung ad absurdum geführt, und auchsonst hatten diese beiden Erstlingsbücher [die Fortsetzung, Sterne der He<strong>im</strong>kehr, wird erst1923 publiziert – N. N.] noch manche anderen Motive, waren psychologisch realistisch undspielten in der Gegenwart. Aber ich war bald nicht mehr zufrieden mit ihnen, vor allemerkannte ich, daß das Motiv der Reincarnation hier allzu oberflächlich, fast spielerischangewandt worden war.“ 92Eine ähnliche Unzufriedenheit über ein Werk drückte <strong>Ina</strong> Seidel in Bezug auf ihren erstenErzählband Hochwasser aus, der 1920 gedruckt wurde: „Was sonst darin stand, warskizzenhaft oder hatte den Charakter von ‚Fingerübungen.’“ 93 . In <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> erstemRoman taucht bereits das für die Autorin charakteristische Motiv der Mutter auf, das inverschiedenen Variationen ihr späteres Werk durchziehen wird: die einfache underdgebundene Brigitte kann keine Erfüllung in der Ehe mit dem wirklichkeitsabgewandtenAntiquitätenhändler Daniel ten Maan finden, Halt und Trost bieten ihr dagegen ihreKinder. Über die Bedeutung dieses Romans für <strong>Ina</strong> Seidel äußert sich ihr Sohn GeorgSeidel wie folgt:„Vier Kinder bevölkern dieses Buch, Kindheitserinnerung setzt sich um bis zurUnkenntlichkeit, auch Verhängnis wird zum ersten Mal verarbeitet mit dem Freitod desVaters ten Maan, den man zu Unrecht unehrenhaften Handelns bezichtigte.“ 94Während die Hauptfigur des Romans eine erwachsene Frau ist, deren Dasein sichvor allem in ihrer Mutterrolle erfüllt, beflügeln den Erzählband Hochwasser (1920) jungeMenschen und Kinder: so begegnet man <strong>im</strong> Text Paradies der Gestalt der 13jährigenLutsche, die die letzten Tage der Sommerferien in dem idyllischen Landseck verbringt.Lutsche muss mit dem kommenden Schulanfang nicht nur wortwörtlich den paradiesischenFerienort verlassen, sondern auch in übertragener Bedeutung als ein heranwachsendesMädchen von dem Paradies der Kindheit Abschied nehmen. Tragisch wird dagegen dasEnde des kleinen, aus einfachen Verhältnissen kommenden Großstadtkindes Waldemar(Aus Waldemars Leben, später abgedruckt als Das kurze Leben Waldemar Kunzes), der92 <strong>Ina</strong> Seidel: Lebensbericht 1885-1923. Stuttgart 1970. S. 227.93 Ebd. S. 309.94 Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63), S. 196.

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