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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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88Den Gestalten aus der Erzählung begegnet man zum zweiten Mal in dem RomanMichaela (1959); aus ihm erfährt man mehr über ihre Vergangenheit sowie ihr Leben <strong>im</strong>Nationalsozialismus und nach dem Zweiten Weltkrieg.In Michaela sieht man Muriel als eine bereits ältere Frau (über 66), derenReformschulhe<strong>im</strong> in Waldzella verstaatlicht wurde. Muriel verließ Deutschland <strong>im</strong> Jahre1935 und wählte England zu ihrer neuen He<strong>im</strong>at. Wir werden auch darüber informiert,dass Muriels Gatte Paladin eigentlich Rudolf Maynard hieß und Muriels viel älterer Lehrerwar. Der Vater Rainers war dagegen Muriels zweiter Mann, der Baron von Mandern. Es istvon Bedeutung, dass Muriel durch die Heirat mit Rudolf Maynard in Konflikt mit ihrerMutter geriet. Den genauen Grund dieses Konflikts erfährt man nicht; es wird nur gesagt,dass sich Muriel mit ihrer Mutter nie versöhnt hat. In Bezug auf Muriels Vater wirddagegen suggeriert, dass er Selbstmord beging.Nach dem Tode Manderns kehrte Muriel zu Maynard zurück, was das Ende derErzählung Renée und Rainer in Aussicht stellte. In England verweilt Muriel dagegenwiederum als Witwe. In ihrer Obhut befindet sich ihre Enkelin Monika, die TochterRenées und Rainers, welche nach Brasilien ausgewandert sind. In Brasilien arbeitet Rainerals Gastdozent an einer Universität, wo auch Renée als seine Assistentin tätig ist. DaRainer es nicht fassen kann, dass die Nationalsozialisten die Macht in Deutschlandergriffen haben, will er sich selbst von dem wahren Stand der Dinge überzeugen. Ausdiesem Grunde untern<strong>im</strong>mt er eine Reise in die He<strong>im</strong>at. Dieser Entschluss ist der Anfangvom Ende: Rainer kommt nach Deutschland, sein weiteres Schicksal bleibt jedochungewiss. Seine verzweifelte Frau Renée zieht in die Schweiz, um ihrem vermissten Mannnäher zu sein. Obwohl es ihr gelingt, Rainer noch einmal zu sehen, verliert sie dieHoffnung, als er von der Gestapo verhaftet wird. In Verzweiflung n<strong>im</strong>mt sich Renée dasLeben. Paradoxerweise stellt sich <strong>im</strong> Laufe der Handlung heraus, dass Rainer den Kriegüberlebt hat.Obgleich die Erzählung den Titel Renée und Rainer trägt, ist die Gestalt Muriels diedominante, die die ganze Handlung zusammenhält. Auch in dem Roman Michaela wird sieals eine dominante und starke Figur gezeigt, deren fesselnder Wirkung sich die anderennicht entziehen können. Als Muriel zum ersten Mal in der Gegenwart Renées erscheint,wird sie eindeutig als die positive Gestalt dargestellt. Sie wird nämlich als „Licht, das sanftwar über alle Begriffe“ charakterisiert und der „Dämmerung“ (R. S. 18), die bisher Renéeumhüllte, gegenübergestellt. Dieses Licht

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