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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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59„dieses einheitlich eigene Sein [ist] zugleich mehr […] als das eigene […]; in demTiefenmass ihres Versenktseins in sich selbst [sind die Frauen] mit dem Grunde des Lebensüberhaupt eines […].“ (S. S. 83)Diese mit der Urquelle des Lebens assoziierte Weiblichkeit hat für den Forscher eineneindeutig mütterlichen Charakter:„so ist die Frau mehr als weiblich, weil sie die allgemeine, die Geschlechter substantiell odergenetisch zusammenfassende Grundlage darstellt, weil sie die Mutter ist.“ (S. S. 89 )In diesem Sinne erweist sich der mütterliche Charakter der Frau ursprünglicher als dieWeiblichkeit, die Frau ist in erster Linie eine Mutter und dann erst eine Frau:„Gewiss ist dieses Sein kein farbloses, sondern ein weibliches. Aber seine letzte Tiefeenthebt sich jeder Relation, die es durch den Gegensatz zur Männlichkeit best<strong>im</strong>men könnte,und lässt das Weibliche, dessen erstes und unmittelbares Phänomen die Mutterschaft ist, alsein Absolutes empfinden, von dem das Männliche und das Weibliche <strong>im</strong> Relationssinne erstgetragen ist.“ (S. S. 90)Mit dieser hier vorgenommenen Verabsolutierung der Mutterschaft scheint S<strong>im</strong>mel daraufzu verweisen, dass die Mutterschaft die natürlichste Best<strong>im</strong>mung der Frau sei und dass dieFrau erst in der Rolle der Mutter <strong>im</strong> völligen Einklang mit ihrer Natur stehen könne. DieMutter wird für S<strong>im</strong>mel zum Urweib und das Mutter-Kind-Verhältnis zum „typischstenaller Verhältnisse, das so tief in das Untermenschliche hinabreicht.“ (S. S. 87) DasWeibliche in der Gestalt des Mütterlichen bildet das ursprünglichste Prinzip, das dieGeschlechter verbindet: „Die Verbindung zwischen beiden [der Frau und dem Mann – N.N.] liegt in der Mütterlichkeit.“ (S. S. 91)Wie bereits gesagt, behauptet Mirosława Czarnecka, dass S<strong>im</strong>mel in Anlehnung anBachofen den Topos der Großen Mutter beschwöre. Bei den beiden Theoretikern fungiertdas ‚Ewig-Weibliche’ als ein kosmisches Prinzip, das man eigentlich als das ‚Ewig-Mütterliche’ bezeichnen sollte. Ohne Zweifel präfiguriert hier auch S<strong>im</strong>mel ähnlich wieBachofen die Frau in der Rolle der Mutter, zugleich aber scheint er darin die Möglichkeitzu sehen, die Frau von dem Abhängigkeitsverhältnis vom Mann zu befreien:

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