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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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184In Sterne der He<strong>im</strong>kehr (1923), der Fortsetzung des Romans Das Haus zum Monde,wird sie zu den drei die Handlung tragenden Protagonisten: der Kunstmalerin wird einganzes Kapitel gewidmet, das mit ihrem Vornamen betitelt ist. Mathilde ist hier eine alleinstehende 32jährige Frau, die sich als Kunstmalerin bereits einer gewissen Popularitäterfreut. Zehn Jahre zuvor hat sie ein unausgesprochenes Treueversprechen einem Manngegeben, der jetzt, nach 10jähriger Trennung, wieder in ihrem Leben erscheint. Wendelinist ebenfalls ein Künstler, ein Dichter, welcher in seine He<strong>im</strong>at (Wiesbach) zurückkehrt,mit dem Vorsatz, das Gut seines verstorbenen Vaters zu verwalten. Als Gutsbesitzer will erseinem Wanderleben endgültig entsagen. All die Jahre der Trennung von dem Geliebtenblieb Mathilde ihrem Treueversprechen treu und wartete auf die Rückkehr ihres Verlobten.Sein Erscheinen löst jedoch in ihr widersprüchliche Gefühle aus, zumal sich Wendelin andas Treueversprechen nicht gehalten hat. Mathilde schwankt zwischen der innerenForderung, dem Versprechen treu zu bleiben und dem Gefühl der Fremdheit, das sichzwischen den ehemaligen Liebenden eingestellt hat. Die endgültige Entscheidungerschwert noch die Anwesenheit Roubroucqs, eines berühmten Dichters und WendelinsFreundes, der zusammen mit ihm nach Wiesbach kommt und sich um MathildesZuneigung bemüht. Die Kunstmalerin fühlt sich ebenfalls von ihm angezogen, letztenEndes lässt sie ihn jedoch gehen. Sie wird auch nicht die Frau Wendelins, der selbst dieVerlobung auflöst, indem er Mathilde seine Gefühle zu einer anderen Frau gesteht. Dasoffene Ende des Romans zeigt Mathilde in der Begleitung ihrer Freunde, wie sie „densteigenden Sternen entgegen“ (C. S. 308) geht: ihr weiteres Schicksal bleibt <strong>im</strong> Bereich derAhnungen.Wie gesagt, ist Mathilde eine allein stehende Frau: mit Wendelins Rückkehr soll sieaber in den Stand der Ehe eintreten. Das Auftauchen des Geliebten bedeutet jedoch dieAuflösung der informellen Verlobung, wodurch Mathilde zu einer allein stehenden Frau <strong>im</strong>eigentlichen Sinne dieses Wortes gemacht wird: sie ist weder als Geliebte noch alsVerlobte an einen Mann vergeben und kann eigenständig und unabhängig ihrenLebensweg best<strong>im</strong>men. Es ist von Bedeutung, dass <strong>Ina</strong> Seidel ihre Protagonistin als eineledige Frau darstellt: dies hängt eng damit zusammen, dass Mathilde Mackens e i n eK ü n s t l e r i n ist. Weiblichkeit und Kunst stehen <strong>im</strong> Falle der Protagonistin in einemunübersehbaren Wechselverhältnis.Daher ist es markant, dass die Figur zunächst nicht als eine ledige, sondern als einebereits vergebene Frau dargestellt wird, die einem abwesenden Mann seit 10 Jahren treu

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