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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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351.6 Die letzten Lebensjahre in Starnberg (1934-1974)Da Heinrich Wolfgang Seidel aus Protest gegen die Politisierung der evangelischenKirche und infolge einer sich hinausziehenden Auseinandersetzung mit den sog.„Deutschen Christen“ nach fast dreißig Amtsjahren sein Pfarramt in Berlin niederlegte unddie erbetene Pensionierung erhielt, zog die Familie Seidel 1934 nach Starnberg um, wo <strong>Ina</strong>Seidel ein Haus bauen ließ. Die Beschäftigung mit den Problemen der evangelischenKirche findet ihren Widerhall in dem Lennacker-Roman, an dem <strong>Ina</strong> Seidel seit 1934arbeitete: „Was ich <strong>im</strong> Lennacker versuchen möchte darzustellen, ist sowohl die Sendungder evangelischen Kirche, als auch ihr Versagen an ihrer Sendung bis in unsere Zeit.“ 122Das Jahr 1934 bildete eine wichtige Zäsur <strong>im</strong> Leben der Dichterin, zumal es auchdas Sterbejahr Willy <strong>Seidels</strong> ist, des von <strong>Ina</strong> Seidel viel geliebten und geschätzten Bruders.Der plötzliche Tod Willy <strong>Seidels</strong> brachte die Dichterin dazu, seine unveröffentlichtenGedichte, Briefe und Erzählungen zu sammeln und herauszugeben. Der Nachlassband DerTod des Achilleus erschien 1936, eingeleitet mit einem von <strong>Ina</strong> Seidel verfassten Kapitelüber das Leben und Werk ihres Bruders. Als ein Versuch, eine Zwischenbilanz aus demeigenen Leben zu ziehen, ist das Erinnerungswerk Meine Kindheit und Jugend. Ursprung,Erbteil und Weg zu verstehen, das in <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> fünfzigstem Lebensjahr publiziert wurde.Ihre biographischen Äußerungen nehmen die Form nüchterner und sachlicher Berichte an,die sich auf die Darstellung best<strong>im</strong>mter Lebensstationen, Ereignisse, und geschichtlicherGegebenheiten konzentrieren. Um mit Georg Seidel zu sprechen: „Das Buch [MeineKindheit und Jugend – N. N.] enthielt vielerlei Tatsachen und Zeitbilder, aber kaumpersönliche Bekenntnisse. Sie [<strong>Ina</strong> – N. N.] neigte nie zu int<strong>im</strong>en Mitteilungen.“ 123 Und sieselbst begründet ihr Vorgehen, die eigene Person in den Hintergrund zu stellen, auffolgende Weise:„Sie haben recht mit ihrer Vermutung, daß ich an meinem eigenen Leben stets wenigerinteressiert war als am Leben überhaupt. […] Eine Autobiographie, ein Lebensbericht also,darf sich keiner Kunstform bedienen, es sei denn, der Autor traute sich zu, einen ‚GrünenHeinrich’ zu gestalten, oder Wahrheit mit Dichtung zu durchdringen.“ 124122 Tagebuchnotiz aus dem Jahre 1935. In: Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63), S.302.123 Ebd. S. 298.124 <strong>Ina</strong> Seidel: Fiktiver Brief als Vorwort zur Fortsetzung des „Lebensbericht“ (aus dem Jahre 1970). In:Christian Ferber (Hrsg.): <strong>Ina</strong> Seidel. (wie Anm. 53), S. 189.

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