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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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142letzten Endes <strong>im</strong> Widerspruch zu sich selbst. Daher kann ihr Bestreben keinen glücklichenAusgang haben.3.1.2.4 Frau Berngruber aus Die Geschichte einer Frau BerngruberIm Mittelpunkt der Erzählung Die Geschichte einer Frau Berngruber (1953) stehteine 56jährige Näherin, die zusammen mit ihrem sechzehn Jahre älteren Mann, einemBriefträger, ein fremdes Kind, das Mädchen Vefi, erzieht. Sie selbst haben keine eigenenKinder. Weil Vefi ein uneheliches Kind ist und weil der Gatte ihrer Mutter ein solchesKind in seiner neuen Familie nicht akzeptieren konnte, musste Vefis Mutter sie in Pflegegeben. Die biologische Mutter schickt den Berngrubers für das Kind regelmäßig Geld;nach 12 Jahren will sie aber das Mädchen zurück, da ihr Mann seine Meinung in Bezug aufdas Kind geändert hat. Margarete Berngruber reagiert auf diese Forderung zuerst mitEmpörung, sucht den Rat des Bürgermeisters und ihrer Arbeitgeberin auf und ist bereit,alles mögliche zu tun, um das Mädchen zu behalten. Eine Wandlung erfolgt in ihr, als siezufällig der Geburt eines Kindes beiwohnt – dieses Erlebnis bringt sie dazu, Vefi ihrerwirklichen Mutter zurückzugeben.Frau Berngruber ist eine einfache, unkomplizierte Frau, die ihr ganzes Leben langschwer arbeitete und außer der Arbeit kein anderes Ziel hatte. Sie hat nie das Bedürfnisnach eigenen Kindern empfunden, die materielle Sicherheit war ihr <strong>im</strong>mer das Wichtigste– aus diesem Grunde heiratete Frau Berngruber erst <strong>im</strong> Alter von 40 Jahren. Sie hatte sichnämlich „niemals die Zeit genommen, Dummheiten zu machen, wie andere Leute.“ 321 .Ihr Verhältnis zu der angenommenen Tochter prägt ebenfalls das materielleDenken:„Frau Berngruber freute sich auf den Tag, an dem Vefi es einmal erfahren sollte, was dieZieheltern über das Kostgeld hinaus alles an sie gewandt hatten. Sich das vorzustellen, warso gut, wie sich <strong>im</strong> Besitz einer sicheren Altersvorsorgung zu wissen!“ (G. S. 58)321 <strong>Ina</strong> Seidel: Die Geschichte einer Frau Berngruber. In: (Dies.): Quartett. Vier Erzählungen. Stuttgart1963, S. 55-95, hier S. 57. Bei Zitaten aus der Erzählung wird die Seitennummer mit der Sigle G <strong>im</strong>laufenden Text in Klammern angegeben.

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