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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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151Eltern, besonders ihres Vaters war: mit dunklem Verfallensein an Zusammenhänge, dienatürlich, nicht geistig bedingt sind – oder geistig doch nur, insofern Geistiges hier alleindurch das Blut, durchs Gefühl aufgenommen ward und sich in halb unbewußten Antriebengeltend machen konnte. Das Blut aber – das Blut vergißt nicht.“ (E. S. 124)Indem hier die Protesthaltung der Heldin als „Selbsttäuschung“ aufgefasst wird, wirddeutlich, dass sie gegen ihre eigene Natur gehandelt hat und durch den Bruch mit derTradition ihre weibliche Existenz, die in dieser Tradition wurzelt, ins Schwanken bringt. Indiesem Sinne lässt sich auch die Stellung der Frau innerhalb dieser traditionellen Ordnungverstehen: Elisabeths Ausbruch bedeutet die Verweigerung ihres eigenen Erbes, aus demsie vielmehr schöpfen sollte.Elisabeths ‘Trotz-Haltung’ ist nicht das Resultat einer überlegenen weiblichenTaktik und einer bewussten Kritik des Patriarchats, sondern ergibt sich vielmehr aus ihrerNatur, in welcher das Gefühlvolle den Vorrang vor dem Verstand hat. Solch ein weiblichesDenken, das die unreflektierte Vorherrschaft der Gefühle betreibt, ist jedoch laut derAutorin <strong>Ina</strong> Seidel ein falsches Denken, das sich gegen die Frau selbst richtet. In diesemSinne charakterisiert Alves seine Frau:„Elisabeths Verstand ist klar, ihr Wille sehr stark“, sagte er, „aber es ist manchmal, als seibei ihr dort, wo Verstand und Gefühl einander durchdringen müßten, ein Vakuum. Und dasGefühl ist bei ihr so mächtig, daß es alle Dämme, die der Verstand aufrichtet, <strong>im</strong>mer wiederüberwältigt.“ (E. S. 120f)Und etwas weiter liest man:„Nun, ich gehöre nicht zu den Männern, die eine Genugtuung empfinden bei derBeobachtung, daß – weibliches Denken eben weibliches Denken ist. Wo aber dieses Denkennicht nur das ist, was wir unlogisch nennen, wo die Unlogik außerdem in ein Systemgebracht und dieses System zum Lebensprinzip erhoben wird, da schlägt es ins Gefährlicheum.“ (E. S. 121f.)Es wird folglich klar, dass sich Elisabeth viel mehr von ihren Gefühlen leiten lässt als vomVerstand: das Überbetonen der emotionellen Seite ihrer Natur kann für das weibliche Ichoffenbar nur negative Konsequenzen haben. Diese durch das Gefühl motivierte Absage andie von dem Vater symbolisierte patriarchale Ordnung führt nämlich zum Verlust des

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