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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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210kommt in „eine große Stadt“ (I. S. 141) und hält sich bei einem Mann namens Mario auf,für den sie tanzt. Nach einiger Zeit geht sie wieder in die Welt hinaus und lebt nur nochvon ihrem Tanz. Allmählich schließen sich ihr <strong>im</strong>mer mehr junge Männer an, die ihr„dienen“ (I. S. 142). Als jedoch einer von ihnen sie „zum Weibe begehrte, hieß sie ihngehen. Und er ging und stürzte sich in das Meer.“ (I. S. 142) Nach dem Tod des Knabenzieht sich Fina in die Berge zurück, wo sie einem gehe<strong>im</strong>nisvollen „Wanderer“ (I. S. 143)dient. Bald verlässt sie jedoch die Berge und setzt ihre Wanderung fort. Diesmal folgen derTänzerin „Jünglinge und Mädchen“ (I. S. 144). Auf ihrem Weg begegnet sie wieder demWanderer, sie lässt sich freilich von ihm nicht aufhalten. In der um sie versammelten Scharkommt es mittlerweile zu Streitigkeiten. Hass, Zwietracht und Eifersucht auf Finazersetzen die bisher friedlich existierende Gemeinschaft. Da Fina ihrer Parole „Alle undkeiner“ (I. S. 147) treu bleibt und keinem der um sie anhaltenden Männer ihre Gunsterweist, geht die Schar auseinander. Fina hört auf zu tanzen und zu sprechen und wirdkrank. Sie will nur noch in ihre He<strong>im</strong>at zurückkehren. Mit Hilfe einer Freundin lässt siesich von einem Fremden, der sich als der Wanderer erweist, in die Stadt ihrer Kindheitführen. Dort angelangt stirbt die Hirtin, die letzte Ehre erweisen ihr die einst um sieVersammelten.Das Schicksal Finas lässt folglich an das eines Heiligen denken: Die Protagonistinwird zur Anführerin von jungen Menschen, die ihr in ihrer Wanderung folgen, sie tröstetdie Unglücklichen und Verzweifelten, spendet Rat und Trost. Dabei entfernt sie sich<strong>im</strong>mer mehr von dem Weltlichen, lässt sich nicht an einen Mann binden und bleibt ihrerJungfräulichkeit treu. Fina stirbt am Ende der Erzählung, mit ihrem Tod verwirklicht siejedoch ein überpersönliches Ziel: „Und die Sonne schien auf die Hügel, und der Südwindbewegte das Land, und nun liebten alle einander, weil Fina sie alle geliebt.“ (I. S. 148)Nichts desto weniger legt es die Autorin selbst nahe, dass Fina eine ungewöhnliche Frauist, indem sie zum Ort der Handlung das bereits genannte San G<strong>im</strong>ignano macht: laut demHeiligenlexikon ist die selige Fina (1238-1253), welche als Jungfrau <strong>im</strong> Alter von 15Jahren starb, die Patronin dieser Ortschaft. 403Es wird auch deutlich, dass sich in dem von <strong>Ina</strong> Seidel umgedeuteten Lebensgangder Fina eine Entwicklung, die auf eine Vergeistigung ihrer Existenz abzielt, nachzeichnen403 Die Jungfrau Fina (Serafina) sei 1238 in San G<strong>im</strong>ignano (Italien) geboren. Bereits als Kind habe sie <strong>im</strong>armseligen Elternhaus klösterliches Leben geführt. Heroisch habe sie Krankheiten und Leiden ertragen. Siesei <strong>im</strong> Jahre von 15 Jahren gestorben. Ihre letzte Ruhestätte habe sie <strong>im</strong> Dom von San G<strong>im</strong>ignano gefunden.Vgl.: das Schlagwort Fina in: Vera Schauber / Hanns Michael Schindler (Hrsg.): Ilustrowany leksykonświętych. Kielce 2002. S. 196.

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