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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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123335) reagiert Maria auf Konflikte mit der Mutter und bemüht sich <strong>im</strong>mer um einefriedliche Koexistenz mit ihren Nächsten.Marias „gleichmäßig sanftes und heiteres Wesen“ 295 lässt sie zu einer guten Gattinund Mutter werden, wobei die Mutterrolle für sie die wichtigste wird: nach dem Tod desersten Mannes entscheidet sich Maria nicht, zum zweiten Mal zu heiraten. 296 Bereits indiesem Lebensgang lässt sich eine Ähnlichkeit Marias zu Cornelie von Echter feststellen:gleich ihrer Vorgängerin Cornelie wird für die Protagonistin die Mutterrolle zu einerLebensaufgabe, in ihr findet sie die Selbsterfüllung. Dabei ist nicht zu übersehen, dassMaria, ähnlich wie Cornelie, zu dieser Erkenntnis erst infolge einer inneren Wandlungkommt.Wie ihre Mutter Elisabeth ist auch Maria durch eine „naturhafte Mütterlichkeit“gekennzeichnet, dank welcher sie „mit ihrem ganzen Wesen nur der Erhaltung des Lebensdienen“ könne. (E. S. 230) Die Mütterlichkeit wird folglich zu einer natürlichenVeranlagung, einer Gabe der Natur, deren weitere Vervollkommnung von der Frau selbstabhängt, sie ist ein in der Frau enthaltenes Potenzial. Kennzeichnenderweise wird sichMaria dieses Potenzials erst nach ihrem dreißigsten Lebensjahr bewusst. Wie bereitsgesagt, macht Maria gleich Cornelie eine Entwicklung durch, in welcher die Mütterlichkeiteine zentrale Rolle spielt:„Es war ein sehr nüchterner Wille in ihr erwacht, die Folgerungen aus der durch ihre Liebezu einem Menschen dieser Art [zu Jansen, einem Mann, der um Maria anhielt – N. N.] fürsie selber Konstellationen zu ziehen und sich mit dem abzufinden, was das Leben ihr<strong>im</strong>merhin noch bot, mit dem Glück, ein Kind, einen Sohn zu besitzen – ein Glück, das durchkeine Enttäuschung beeinträchtigt werden konnte und das sie, wie es ihr nun erschien, nochniemals voll gewürdigt hatte, dessen sie also auch bisher noch nicht würdig geworden war.Es mochte sein, daß alle diese jetzt in ihr zu einem inneren Licht zusammenschießendenEinsichten sich nun […] daraus ergaben, daß sie endlich aus einer gewissen Kindlichkeitihres Wesens, die ihr ungeachtet aller erfahrenen Schmerzen als einer durch Zärtlichkeitverwöhnten einzigen Tochter und Schwester <strong>im</strong>mer noch angehaftet hatte, durch dasErlebnis dieser neuen Liebe erst zur Bewusstheit ihrer selbst gekommen war. Jedenfalls aberbewährte der Eintritt dieser Reife sich auch darin, daß sie sich dem Leben nun eheraufgeschlossener und teilnehmender zuwandte als bisher, aber mit jenem Verzicht auf295 <strong>Ina</strong> Seidel: Lennacker. Das Buch einer He<strong>im</strong>kehr. Stuttgart 1985, S. 560.296 Zu Marias Beziehungen zu Männern siehe das Kapitel Ehefrauen.

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