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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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168sie die Krönung eines von Liebe und gegenseitigem Respekt erfülltenzwischengeschlechtlichen Verhältnisses ist. Die Beziehung zwischen den Eheleuten istdurch das verständnisvolle Eingehen auf die Bedürfnisse des anderen geprägt und nähertsich fast dem Ideal. Es ist die geistige Verbindung zweier Menschen; die Eheleutebetrachten sich wie Partner und Freunde, sind füreinander eine Stütze in guten wie inschlechten Zeiten. So ist sich Elisabeth dessen sicher, dass ihr Mann ihr <strong>im</strong>merunterstützend zur Seite stehen wird, unabhängig von der Situation:„Wie von jeher war es einzig die schweigsame Nähe ihres Mannes, in der sie sich völlig zuentspannen vermochte; zuweilen genügte es, wenn sie den He<strong>im</strong>kehrenden die Haustüraufschließen hörte, um sie aufatmend fühlen zu lassen, daß der böse Geist sie verließ –zuweilen war seine Hand, die sich auf ihre Hand legte, die ihr über den Scheitel strich, wassie aus dem Bann ihrer selbst erlöste.“ (E. S. 212)Kennzeichnend ist, dass auch der Mann seiner Ehe den Rang eines außergewöhnlichesVerhältnisses einräumt: er ist bereit, um Elisabeth zur inneren Ruhe kommen zu lassen,sich von ihr zu trennen 347 , wobei er auf die Gerechtigkeit und die ewige Verbindung mitder geliebten Frau <strong>im</strong> Jenseits hofft:„Ich weiß nur, daß ich weiter mit ihr durch die Finsternis gehen werde, versuchen werde, siezu schützen – vor sich selbst zu schützen – bis wir endlich, endlich zusammen dort stehenwerden, wo das Gericht, das ich allein anerkenne, über uns beide entscheiden wird.“ (E. S.128)Trotz der Krisen, die diese Ehe erschüttern, bleibt sie ein harmonisches Gebilde. DieZusammenbrüche Elisabeths scheinen sie vielmehr zu befestigen: Als sie sich die Schuldan dem Tod ihres Bruders Dominikus zuschreibt und einen seelischen Zusammenbrucherleidet, den sie mit dem Verlust ihres ungeborenen Kindes bezahlen muss, unterstütztAlves seine Frau nach Kräften und versucht sie um jeden Preis zu schonen. Obwohl er sichangesichts der ständigen Selbstquälerei seiner Frau ebenfalls müde und ratlos zeigt, sieht erkeine andere Möglichkeit, als seiner Frau beizustehen: „Er hatte die Würde ihrer Ehe biszuletzt zu wahren – dieser Ehe, die für ihn jede Trennung, auch die durch den Todüberdauern würde […]“ (E. S. 75)347 Elisabeths Konfessionswechsel ist die Ursache ihrer inneren Zerrissenheit: aus Liebe zu ihrem Mannwechselte sie ihre Konfession. Siehe mehr dazu <strong>im</strong> Kapitel zu Elisabeth.

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