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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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34die bis heute diskutiert wird. Als unmittelbare Folge dieses Schrittes zeigte sich dieVerschonung der Dichterin von dem Publikationsverbot <strong>im</strong> Dritten Reich. <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong>nationalistische Verstrickung bestätigen auch ein anlässlich des Geburtstages desReichskanzlers 1939 verfasstes Gedicht und ein Huldigungstext, der 1942 in der Presseerschienen ist, in welchem sie Hitler als einen „Auserwählten der Generation“ 117 preist. 118Diese Entgleisung versuchte die Schriftstellerin <strong>im</strong> Jahre 1952 auf folgende Weise zuerklären:„Ich habe diese schweren Irrtümer von 1940 an überwunden gehabt, da sie aber aus meinerLiebe zu Deutschland entstanden waren und ihre Erkenntnis eben diese Liebe auf Probestellte, geriet ich in ein Dilemma, so daß ich gleichsam weder vor- noch rückwärtskonnte.“ 119Eindeutiger beurteilt <strong>Ina</strong> Seidel ihr Fehlverhalten in einer Tagebuchnotiz aus dem Jahre1945:„Eine […] Forderung versiegelte seit 1939 Unzähligen unter uns die Lippen gegenüber denVerbrechen, die aus der Korruption der Regierenden, der schleichenden Machtergreifung derGestapo kamen: es hätte bedeutet, dem Heer in den Rücken zu fallen, solange die Schlachtnoch <strong>im</strong> Gange war. So empfand der „anständige deutsche Mensch“ […]. Dieser Menschwollte nicht den Sieg, aber doch einen Frieden auf Grund der Unbesiegbarkeit der deutschenWaffen und die Erhaltung des deutschen Selbstbest<strong>im</strong>mungsrechts. Und danach, so träumtedieser Idiot, sollte die innere Reinigung kommen. Ich gehörte zu diesen Idioten.“ 120Das Verhalten <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> <strong>im</strong> Nazi-Deutschland ist jedoch nicht das Thema dervorliegenden Arbeit und es soll nicht versucht werden, sich dem ‘Fall <strong>Ina</strong> Seidel’ zustellen: es sei hier nur noch darauf hingewiesen, dass ein solcher Versuch das Ziel einer <strong>im</strong>Jahre 2004 in Braunschweig veranstalteten wissenschaftlichen Tagung <strong>Ina</strong> Seidel und dieLiteratur <strong>im</strong> Nationalsozialismus war. 121117 <strong>Ina</strong> Seidel: Zum Geburtstag des Führers am 20.4.1942 in: „Der deutsche Schriftsteller“, April 1942. Zit.nach: Joseph Wulf: Literatur und Dichtung <strong>im</strong> Dritten Reich. Eine Dokumentation. Frankfurt / Main, Berlin,Wien 1983, S. 405-406, hier S. 406.118 Georg Seidel weist darauf hin, dass der gemeinte Text ohne Wissen und Erlaubnis der Dichterin gedrucktwurde. Vgl.: Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63), S. 305-311.119 Ebd. S. 347.120 Christian Ferber (Hrsg.): <strong>Ina</strong> Seidel. (wie Anm. 53), S. 97.121 Vgl.: Martin Jasper: Verfangen <strong>im</strong> Ungeist. Symposion zieht Lehren aus dem Fall <strong>Ina</strong> Seidel. In: „ALGUmschau.“ Nr. 33 / September 2004. S. 2-3.

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