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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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33Grundstück in der Nähe von Starnberg zu kaufen, wo sie später ihr eigenes Haus bauenließ. Bis dahin, d. h. bis 1934, blieb sie noch in Berlin: 1932 wurde die Dichterinzusammen mit Gottfried Benn als zweite Frau neben Ricarda Huch, zum Mitglied in dieBerliner Preußische Akademie der Künste, Abteilung Dichtung gewählt. Einen Monatspäter bekam sie eine der ersten Goethe-Medaillen. In dieser Zeit lag auch das ersteKonzept des viel später veröffentlichten Romans Das unverwesliche Erbe (1954) vor;entworfen wurde ebenfalls ein nie zu Ende geschriebener Roman Der Maskenverleiher,dessen Fragmente posthum von Georg Seidel publiziert wurden.In dem verhängnisvollen Jahr 1933 erschien das letzte Werk der Berliner Periode:der Roman Der Weg ohne Wahl, welcher, bereits 1924 konzipiert, ursprünglich auf dreioder vier Bände angelegt war. Ein besonderes Kirchenerlebnis sollte der Dichterin für diefolgenden Teile des Werkes von Bedeutung sein: Während eines Gottesdienstes entdeckte<strong>Ina</strong> Seidel in ihrem Fingerring das Spiegelbild einer Taube, die als Symbol des HeiligenGeistes auf einem Fenster in der Kirche abgebildet war und welches früher von derDichterin überhaupt nicht wahrgenommen wurde. Wie sie selbst sagt:„[…] so erfuhr ich unter den Fittichen dieser Taube in der Neuen Kirche und während desOrgelspiels von Meister Gerhard Schwarz vieles, was für den „Weg ohne Wahl“ vonBedeutung wurde, nicht so sehr für den eben erschienenen ersten Band, sondern für denFortgang des Werkes, in dem das Schicksal der Heldin, Merula, aufgehend in demmächtigeren deutschen Geschick der letzten zwanzig Jahre, sich erfüllen wird. ImZusammenhang dieses Buches […] werde ich versuchen, dem Wesen der evangelischenKirche darstellend gerecht zu werden.“ 116Diese Pläne nahm die Dichterin nicht mehr auf, von dem geplanten Zyklus wurde nur dererste Band publiziert. Obwohl sich die zitierten Ausführungen der Autorin nichtunmittelbar auf den Weg ohne Wahl beziehen, so soll hier doch festgehalten werden, dassdieser Roman als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen ist und dass das Schicksal derHeldin mit den historischen Ereignissen verbunden werden sollte. Paradoxerweise ließ sichdie Dichterin <strong>Ina</strong> Seidel selbst in den Strom der Geschichte hineinreißen: als sie <strong>im</strong> selbenJahr (1933) die Treueerklärung für Hitler unterschrieb, lud sie eine Schuld auf sich, über115 Einblick in die Rezeptionsgeschichte vom Wunschkind gibt Regina Dackweiler. Siehe mehr dazu: ReginaDackweiler: Zur Rezeptionsgeschichte von <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> Roman »Das Wunschkind«. In: Barbara Determann,Ulrike Hammer, Doron Kiesel (Hrsg.): Verdeckte Überlieferungen. (wie Anm. 37).116 <strong>Ina</strong> Seidel: Abendgang durch Berlin. (wie Anm. 105), S. 222f.

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