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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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19In dem angeführten Zitat spielt <strong>Ina</strong> Seidel anscheinend auf die Mütterlichkeit als ein jederFrau angeborenes Potenzial an, das sich <strong>im</strong> Falle der Tanten als „ein starker Familiensinn“zeigte und das sie anschließend als „kostbare Kraft“ definiert, die dann verloren geht, wenneine Frau kinderlos bleibt. Die Kinderlosigkeit und somit die Absage an die natürlichsteBerufung der Frau kann allem Anschein nach negative Folgen haben, zu denen die Autorindie Reizbarkeit und Pedanterie zählt. Obwohl <strong>Ina</strong> Seidel in ihren weiteren Erinnerungen andie Tanten feststellt, dass auch die Situation der Frau um die Jahrhundertwende und eingewisser zivilisatorischer Rückstand der baltischen Länder <strong>im</strong> Vergleich zu der deutschenProvinz <strong>im</strong> Hinblick auf die neuen Arbeitsmöglichkeiten, die sich den Frauen boten, daranschuld seien, dass es an sinnvoller Beschäftigung für Frauen gemangelt habe, so ist dochnicht zu übersehen, dass die Autorin hier für die Mütterlichkeit und die Ehe als wichtigeAufgabenbereiche für die Frau plädiert: „In der Generation meiner Mutter gab es übrigensnur verheiratete Tanten, die mit ihren Kindern genug zu tun hatten.“ 70Im Unterschied zu der Familie der Mutter wurde die Großmutter väterlicherseitsvon <strong>Ina</strong> Seidel nicht so oft besucht. Die in Braunschweig ansässige Pastorin JohanneSeidel, geb. Römer, starb, als <strong>Ina</strong> elf Jahre alt war. 71 Die Dichterin gedenkt ihrer nur aneinigen Textstellen in ihren Erinnerungen. Die folgende Passage charakterisiert wohl ambesten die Pastorin Seidel:„Während jenes einzigen längeren Aufenthalts, den ich in Großmutters Wohnung erlebte,nahm sie sich auch meiner Erziehung an; ich mußte jeden Morgen nicht nur eine Bitte desVaterunsers lernen, sondern auch eine Nadel abstricken und mehrmals mitauswärtsgerichteten Fußspitzen eine Dielenritze entlanggehen, ehe ich anfangen durfte, zuspielen.“ 72Für <strong>Ina</strong> Seidel war die Pastorin Seidel aber vor allem deswegen wichtig, weil sie „dasbäuerliche Erbe“ der <strong>Seidels</strong>chen Familie versinnbildlichte:70 <strong>Ina</strong> Seidel: Meine Kindheit und Jugend. Ursprung, Erbteil und Weg. Stuttgart / Berlin 1935, S. 58.71 Der Großvater Heinrich Alexander Seidel starb schon lange vor <strong>Ina</strong>s Geburt <strong>im</strong> Jahre 1861.72 <strong>Ina</strong> Seidel: Meine Kindheit und Jugend. Ursprung, Erbteil und Weg. Stuttgart / Berlin 1935, S. 83.

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