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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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179338) Wie in dem Kapitel zu Cornelie von Echter gezeigt wurde, fühlt sich die StiefmutterDelphines besonders der Erde zugehörig 367 – da Delphine ihren Gegenpol bildet, wird sienicht mit der Erde, sondern mit dem Wasser verbunden. Dass das Wasser Delphines‚Element’ ist, suggeriert bereits der Name der Protagonistin. Im Roman finden sich auchweitere Textsignale, die Delphine <strong>im</strong>plizit dem Wasser zuweisen – so wirkt sie z. B. aufihren Milchbruder Christoph:„Das Rätselhafte: die Angst. Denn aus Delphines Blick rieselte es über ihn hin, kristallenegrüne Kühle; das nahm ihn nicht auf, das löste ihn auf, schwemmte ihn fort …“ (W. S. 942)In dem angeführten Zitat mutet Delphine ‚undinenhaft’ an: nach Paracelsus ist Undine, derweibliche Wassergeist, ein Elementarwesen 368 , das, selbst seelenlos, erst durch dieVerbindung mit einem Mann in den Besitz der Seele kommen kann. Und als„Elementargeist“ wird Delphine explizit <strong>im</strong> Text bezeichnet:„[…] dein Mädchen ist nie ein k l e i n e s [Hervorhebung <strong>im</strong> Original] Mädchen gewesen,sie war von jeher und schon in der Wiege ein ausgewachsenes Weib und das heißt, eineSphinx, ein Rätsel und unberechenbar wie ein Elementarwesen.“ (W. S. 929)Da Delphine mit einem Elementargeist verwandt ist, fehlt ihr auch die menschliche Seele:„Du redest, als wolltest du sagen, Delphine sei… Delphine habe keine Seele…“ (W. S.930). Diese Seelenlosigkeit der Protagonistin wird <strong>im</strong> Text vorzugsweise als Mangel aninnerem Leben dargestellt: <strong>Ina</strong> Seidel lässt Delphine kein Innenleben führen, zeigt dieerzählte Welt nie aus ihrer Perspektive und beschränkt sich bei ihrer Charakterisierung nurauf das Äußere. Die innere Leere Delphines verdeutlichen darüber hinaus ihre Äußerungen– denn <strong>Ina</strong> Seidel lässt ihre Figur lediglich solche Urteile wie „Ältere Männer könnenjunge Frauen viel besser verwöhnen.“ (W. S. 744) aussprechen.Da die Protagonistin seelenlos ist, entzieht sie sich auf gewisse Weise dermoralischen Bewertung:„Delphine ist schuldlos, wie die Natur schuldlos ist, aber sie ist auch böse, wie die Naturböse ist. Böse oder gut, das hängt von dem ab, der ihre Wirkung erfährt.“ (W. S. 929)367 Vgl. das Kapitel zu Cornelie von Echter.368 Vgl. Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur: ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte.Stuttgart 1992, S. 647-649.

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