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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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154„Keine Tochter bleibt zurück, um das Erbe an Qual und Seligkeit weiterzutragen, das jedeTochter von jeder Mutter übern<strong>im</strong>mt und das dann am Ende nicht mehr gewesen ist als dieErde – Erde, aus der sie ihre unsterbliche Seele, der das unverwesliche Erbe verheißen ist,frei machen sollte.“ (E. S. 360)Die von der Mutter vererbte Mütterlichkeit gibt der Tochter die Möglichkeit, einebesondere Position in der Gesellschaft zu beziehen, vorausgesetzt, dass sie aus diesemErbe schöpft und es zum Wohl anderer verwendet. In diesem Sinne wird es zur „Seligkeit“.Gegen dieses Erbe, das auch letzten Endes zu ihrem Erbe wurde, hat Elisabeth rebelliert.Durch ihre Absage an die bestehende Ordnung, in welcher die Mütterlichkeit eben dastraditionell weibliche Erbe ist, rüttelt sie zugleich an den Grundfesten der eigenenExistenz. Aus diesem Grunde ist die Protagonistin der Gegensatz einer zärtlichen undgefühlvollen Mutter: durch ihren Protest stellt sie gleichsam sich selbst in Frage, beraubtihr Dasein einer festen Grundlage. Elisabeth vermag es nicht, ein harmonisches Verhältniszwischen ihr und ihren Kindern aufzubauen, zumal ihr selbst die innere Harmonie fehlt. Dasie <strong>im</strong> Prinzip kein ‘idealer‘ Mensch ist, kann sie auch nicht die ideale Mutter sein. IhrErbe bedeutet vor allem „Qual“, es kann nicht in die „Seligkeit“ überführt werden. 3333.1.3 Verweigerung der Mutterrolle3.1.3.1 Elsabe aus Das Haus zum MondeElsabe ten Maan aus dem Roman Das Haus zum Monde (1916) ist die FreundinBrigitte von Rungströms, der Hauptfigur des Werkes, und die Gattin Daniel ten Maans,eines Bibliothekars. Elsabe stirbt gleich zu Beginn des Romans, vor ihrem Tod prophezeitsie ihrer Freundin Brigitte die Geburt eines Sohnes, der Elsabes Reinkarnation sein wird.Die Protagonistin glaubt nämlich an die Seelenwanderung und wünscht sich innig alsKnabe wiedergeboren zu werden. Elsabes Prophezeiung bewahrheitet sich, Brigitte gebierteinen Knaben namens Wolf.333 In dem Zitat wird anscheinend ebenfalls darauf hingewiesen, dass in das weibliche Schicksal dieNotwendigkeit der Entwicklung eingeschrieben ist: diese These wird vor allem am Beispiel Cornelies ausdem Wunschkind und Elisabeths Tochter Maria bestätigt.

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