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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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101Charlotte, die aus der zweiten Ehe des Vaters kommt. Durch die Verheiratung Corneliesmit dem Katholiken Hans Adam wird Mainz zu ihrer neuen He<strong>im</strong>at.Gleich zu Beginn der Handlung erfährt das Leben der Protagonistin eineentscheidende Wende: Nachdem sie ihren ersten, neugeborenen Sohn Wilhelm verlorenhat, muss sie auch mit dem Verlust ihres Gatten Hans Adam rechnen, der als Soldat baldins Feld rücken muss. Einer bösen Ahnung folgend, dass sie auch ihn nie wieder sehenwird, verbringt Cornelie die letzte Nacht von seiner Abreise mit ihrem Gatte. Obwohl HansAdam dann tatsächlich <strong>im</strong> Krieg fällt, überlebt ein Teil von ihm in seiner Frau: Corneliewird schnell sicher, dass sie schwanger ist. Das von ihr so innig gewünschte Kind (das <strong>im</strong>Titel des Romans erwähnte Wunschkind) bekommt den Namen Christoph. Die jungeWitwe Cornelie bleibt in Mainz, da sie sich verpflichtet fühlt, sich ihrer alterndenSchwiegermutter Henriette von Echter anzunehmen. Im Laufe der nachfolgendenEreignisse muss Cornelie zum dritten Mal über den Verlust einer von ihr geliebten Personhinwegkommen: Ihre junge Halbschwester Charlotte stirbt bei der Geburt ihres erstenKindes, der Tochter Delphine. Da sich der Vater des Kindes, ein französischer Offiziernamens Loriot, seiner Tochter nicht annehmen kann, entscheidet sich Cornelie, dasMädchen zusammen mit ihrem Sohn Christoph zu erziehen. So wird Delphine zuChristophs Milchschwester; das zwischen ihnen bestehende verwandtschaftlicheVerhältnis verwandelt sich in ihrem späteren Leben in ein Liebesverhältnis. Doch dieLiebschaft der Milchgeschwister hat keinen glücklichen Ausgang: Delphine lässt den sieinnig liebenden Christoph gehen und brennt mit einem Schauspieler durch. Christoph, derdie Laufbahn eines Soldaten wählt, muss das Schicksal seines Vaters teilen und sein kurzesLeben für das Vaterland opfern.Cornelie von Echter bleibt bis zum Ausgang des Romans ihrem Witwenstand treu.Obwohl sie sich zwe<strong>im</strong>al auf eine Liaison einlässt (zuerst mit dem Offizier Fritz Rühle unddas zweite Mal mit dem Armenarzt und Mesmerismusanhänger Buzzini), haben dieseLiebeleien lediglich einen vorläufigen Charakter und münden nicht in die Eheschließung.Nach dem Tod ihres Sohnes Christoph n<strong>im</strong>mt Cornelie an seiner Stelle verwaisteOffiziersöhne an.Bereits diese knappe Inhaltswiedergabe des über eintausend Seiten hinausgehendenWerkes lässt erkennen, dass hier <strong>im</strong> Zentrum nicht das durch den Titel suggerierteWunschkind, sondern seine Mutter steht.Denn die Hauptgestalt des Romans, Cornelie von Echter, ist in erster Linie eineMutter und erst dann eine Ehefrau. Sie selbst bringt ihre Berufung zur Mutterrolle explizit

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