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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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58Obzwar die Frau ein Zentrum für sich selbst ist, n<strong>im</strong>mt sie in der Gesellschaft eineperiphere Stellung ein: eben diese Selbstzentriertheit schließt eine Bewegung nach außenaus. Aus diesem Grunde fehlt es dem Weiblichen an der Entwicklungsfähigkeit: ein aufExpansion eingestelltes Handeln liegt einfach nicht in ihrer Natur. Dieses fehlendeEntwicklungspotenzial und die Selbstbezogenheit des Weiblichen sind auch die Ursachefür die passive Haltung der Frau, die sie in Kontakt zur Außenwelt ann<strong>im</strong>mt:„Eine Existenz, die tief in sich ruht, von Natur her ihren Sinn in reiner Gesammeltheit aufdie eigen-innerliche, relationsfreie Subjektivität findet, wird in dem Augenblick, in dem siein die Beziehung zu ausserhalb stehenden Wesen, zu aggressiveren, auf zentrifugale Tendenzgest<strong>im</strong>mten, eintritt, unvermeidlich die duldende, hinnehmende, passive Rolle spielen.“ (S.S. 73)Die Hingabebereitschaft wird auf diese Weise zu einem weiteren, natürlichen Merkmal derFrau, zu einer ihr vorbehaltenen Fähigkeit, die der Mann in solchem Maße nichtentwickeln kann. Dafür ist der Mann laut S<strong>im</strong>mel „zur Produktivität <strong>im</strong> Sinne jenesIneinandergehens und gleichzeitigen Selbständigseins von Subjekt und Objekt“ (S. S. 69)befähigt, was wiederum „nicht [die] Angelegenheit“ (S. S. 69) der Frau ist. Der Mann istdas schaffende Prinzip, die Frau steht dagegen für die Passivität.Zugleich entpuppt sich jedoch diese besondere Beschaffenheit des weiblichenCharakters als eine Art Auszeichnung, dank welcher die Frau in einem unmittelbarenVerhältnis zu dem Ursprung steht:„Es wird sich <strong>im</strong>mer mehr als die eigentliche Formulierung des weiblichen Wesens, nachseinem metapsychologischen Sinne, zeigen: dass seine subjektive Struktur gleichsam nachihrer rein inneren, gleichsam über den Umfang der Seele nicht hinaus erstreckten Bedeutung,gerade als solche und unmittelbar eine metaphysische Verbundenheit oder Einheit mit demSein überhaupt besitzt, mit irgend etwas, was man den Grund der Dinge nennen muss […].”(S. S. 81)Das Weibliche sei außerdem tiefer als das Männliche an den Ursprung gebunden, weil derMann diese genuine Beziehung zum Sein erst gewinnen müsse, während die Frauanscheinend aufgrund ihrer einheitlichen und substanziellen Wesensart „den Grund derDinge“ schneller erfassen könne. In seinen Überlegungen geht aber S<strong>im</strong>mel noch weiterund scheint sogar die Weiblichkeit überhaupt zum Ursprung allen Seins zu erheben:

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