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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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70Gleichstellung der beiden Geschlechter; sie setzt sich für eine auf Partnerschaft und„Kameradschaftlichkeit“ 199 aufgebaute Beziehung ein. Trotz der an dieser Institutionvorgenommenen Kritik solle die Ehe nach wie vor die wichtigste Form derzwischengeschlechtlichen Gemeinschaft bleiben, weil sie der unersetzbare Garant dersittlichen Ordnung sei. Lange lehnt sich entschieden gegen die sog. ‘neue Ethik’ auf, gegendie ‚freien Verhältnisse‘ zwischen den Geschlechtern. Die sexuelle Emanzipation der Fraustehe <strong>im</strong> Widerspruch zu ihrer Berufung zur Sittlichkeit, könne daher von denkonservativen Frauenrechtlerinnen nicht bejaht werden. Das Wesen der Fraucharakterisiert darüber hinaus „eine geistigere Auffassung des Sexuellen“ 200 ; durch dieBefürwortung des außerehelichen Geschlechtsverkehrs würde also folglich die Frau aufgewisse Weise sich selbst in Frage stellen. Weil die Familie „der Träger der höchsten[Hervorhebung <strong>im</strong> Original – N. N.] moralischen und wirtschaftlichen Ordnung“ 201 sei, istdas Ziel der Frauenbewegung, sie zu festigen und nicht zu ihrem Zerfall beizutragen. DieBejahung eines freien Verhältnisses zwischen den Geschlechtern könnte denVerfallsprozess der Familie nur beschleunigen.Dennoch solle die Frau sich nicht lediglich <strong>im</strong> familiären Kreis betätigen, denn „diesittliche Natur des Weibes“ 202 <strong>im</strong>pliziere den Eintritt der Frau in einen breiterenWirkungsbereich, sie eröffne ihr neue Betätigungsfelder. Es gilt,„Kräfte zu sammeln, innerlich zu reifen, aus dem Gattungswesen zur freien Individualitätsich zu entwickeln, um dann nach Maßgabe dieser Kräfte auf die Umwelt zu wirken.“ 203Es ist auffallend, dass die Arbeit an sich selbst, die individuelle Entwicklung eineVorbedingung für die Umgestaltung der Umwelt bildet. Nach Lange ist es notwendiger,zuerst für das Ziel zu „wachsen“ als es zu „erkämpfen“; sie wendet sich auch gegen die„Veräußerlichung der Frauenbewegung.“ 204 Dass Lange die Bedeutung der inneren199 Helene Lange: Die Stellung der Frauenbewegung zu Ehe und Familie (1908). Elke Frederiksen (Hrsg.):Die Frauenfrage in Deutschland 1895-1915. Texte und Dokumente. Stuttgart 1994. S. 147.200 Helene Lange: Lebenserinnerungen (1921). Zit. nach: Christina von Braun: Gender, Geschlecht undGeschichte. In: Christina von Braun, Inge Stephan (Hrsg.): Gender-Studien. Eine Einführung. S. 10-51, hierS. 37.201 Helene Lange: Die Stellung der Frauenbewegung zu Ehe und Familie (1908). Elke Frederiksen (Hrsg.):Die Frauenfrage in Deutschland 1895-1915. Texte und Dokumente. Stuttgart 1994. S. 141.202 Helene Lange: Weltanschauung und Frauenbewegung. (1899/1900) In: Caroline Hopf / Eva Matthes:Helene Lange und Gertrud Bäumer. (wie Anm. 140), S. 46.203 Helene Lange: Was wir wollen. (1893). In: Caroline Hopf / Eva Matthes: Helene Lange und GertrudBäumer. (wie Anm. 140), S. 44.204 Vgl.: Helene Lange: Es gab keine sozialdemokratischen Frauenvereine (Lebenserinnerungen, 1928). In:Elke Frederiksen: Die Frauenfrage in Deutschland 1895-1915. (wie Anm. 201), S. 116.

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