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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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76läuft – drei, vier, fünf Bücher zu schreiben, und – sich he<strong>im</strong>lich zum Abituriumvorzubereiten!“ 220Die Ausführungen der beiden Theoretikerinnen vergleichend lässt sich feststellen,dass sie beide dafür plädieren, dass die Frau ihre psychische und physischeVerschiedenheit zu ihrem Vorteil verwendet: Der Rückgriff auf das traditionell Weiblichegarantiert der Frau den Aufbau einer harmonischen, mit sich selbst und der Welt <strong>im</strong>Einklang stehenden Existenz, er verschafft ihr auch die Möglichkeit, eine von dem Manneunabhängige Stellung zu beziehen. Erst aber die Arbeit an sich selbst, das Entdecken der<strong>im</strong> eigenen Ich ruhenden Potenz und die Entwicklung der typisch weiblichen Qualitätenkönnen dazu führen, dass die Frau die ihr zukommende Position in der Gesellschaftallmählich erobern wird. Dies alles soll <strong>im</strong> Rahmen der bestehendenGeschlechtertopographie und der bürgerlichen Moral stattfinden und eher eine ArtUmwertung der Geschlechterverhältnisse als ihren Umsturz bewirken. Daher werdenEmanzipationsbestrebungen der radikalen Frauenbewegung, die körperliche Befreiungsowie unbedingte Gleichstellung und Angleichung an den Mann strikt abgelehnt: die ‚neueWeiblichkeit’, versinnbildlicht durch das Bild der allein stehenden, emanzipierten,berufstätigen und sportlichen ‘Neuen Frau’, bildet den Gegenpol der mütterlich-natürlichenWeiblichkeit, welche zu entwickeln das höchste Ziel der konservativen Aktivistinnen ist.Im ersten Kapitel der vorliegenden Arbeit wurde bereits darauf verwiesen, dass <strong>Ina</strong>Seidel mit den Ideen der Frauenbewegung in Berührung kam, als sie noch mit der Mutterund ihrer Familie mütterlicherseits in München wohnte. Aus dem Lebensbericht derDichterin erfährt man insbesondere, dass sie sich um das Jahr 1903 die Lesungen GertrudBäumers und Ika Freudenbergs anhörte. Von ihrer Beziehung zur Frauenbewegung <strong>im</strong>späteren Leben der Dichterin berichtet ihr Sohn Georg Seidel, welcher darauf verweist,dass sie in den Zwanziger Jahren „vielerlei Kontakte“ zu der Frauenbewegung hatte:„Es finden sich in all diesen Büchern [u. a. Renée und Rainer, Brömseshof – N. N.] Spurenvon <strong>Ina</strong>s jahrzehntelanger Beschäftigung mit allen Problemen der „Frau“. Sie hatte sich frühfür sich allein damit beschäftigt, hatte auch programmatische Romane skizziert für eine220 <strong>Ina</strong> Seidel: Aus einem Tagebuch (1918). In: Christian Ferber (Georg Seidel): Die <strong>Seidels</strong>. (wie Anm. 63),S. 206. <strong>Ina</strong> <strong>Seidels</strong> Einstellung zu den Positionen der gemäßigten Frauenrechtlerinnen soll vor allem mitHilfe der Analyse ausgewählter erzählender Texte untersucht werden. Diese Analyse wird <strong>im</strong> 3. Kapiteldieser Arbeit vorgenommen.

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