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Frauenbilder im Prosawerk Ina Seidels

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155Obwohl Elsabe in dem Text nur eine Nebenrolle spielt, übt sie einenunübersehbaren Einfluss auf das Leben Brigittes und vor allem Wolfs aus, von dessenSchicksal der zweite Teil des Haus zum Monde, der Roman Sterne der He<strong>im</strong>kehr,berichtet.Interessanterweise ist Elsabe ten Maan auch eine Mutter: <strong>im</strong> Unterschied zu ihrerFreundin Brigitte vermag es jedoch Elsabe nicht, der Mutterrolle gerecht zu werden. Nachder Geburt des ersten Kindes, der Tochter Erika, wird die Protagonistin schwerkrank. Dasneugeborene Kind erweckt in ihr keine mütterlichen Gefühle; Elsabe betrachtet esvielmehr mit Gleichgültigkeit, worüber ihr Mann empört ist. Er hofft, dass in ihr „dieNatur noch erwachen“ (H. S. 15) würde. Elsabe entdeckt nicht die mütterliche Berufung,stattdessen wird sie kindlich und <strong>im</strong>mer mehr realitätsentrückt: sie spielt ständig mitGlasperlen oder mit ihrem Globus.Elsabe ten Maan ist das Beispiel einer schlechten und gefühllosen Mutter, fürwelche das Kind ein „Rätsel“ ist:„Dort unten spielten Nachbarskinder mit der kleinen Erika, die, in ihrem Korbwagen sitzend,mit Armen und Beinen strampelte und vor Vergnügen kreischte, mit dem fremden Kinde, ja,dem fremden! Denn nichts in der Welt war rätselhafter, als daß dies kräftigblonde, rosigblühende Geschöpf ihr Fleisch und Blut war!“ (H. S. 7)Diesen Entfremdungseffekt verstärkt die äußere Unähnlichkeit zwischen dem blondenKind und der ‚dunklen’ Mutter Elsabe; es ist jedoch nicht zu übersehen, dass zwischenElsabe und der Tochter eine Distanz besteht, die andere Ursachen haben mag. Es scheint,dass Elsabe auch deswegen eine schlechte Mutter ist, weil sie in sich jenen knabenhaftenZug, der viele <strong>Seidels</strong>che Frauenfiguren auszeichnet, hat: Der Körper Elsabes war nämlich„mehr von knabenhafter Herbigkeit als von rein weiblichem Reiz“ (H. S. 10), ihre‚Männlichkeit’ manifestiert sich vorzugsweise in dem Wunsch, als Knabe wiedergeborenzu werden:„Ich will als Knabe wiedergeboren werden, als Sohn einer jungen, starken, reinen Mutter.Auf den Vater kommt es mir nicht so an - die Mutter, die Mutter ist wichtig!“ (T. S. 15)Elsabe will in den Mutterschoß zurück, der ihr die Geborgenheit und Schutz garantierenwürde, weil sie all das in ihrer Kindheit und Jugend entbehrt hatte. Es ist der Wunsch nach

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