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mag sein, daß der gefährliche dänische Kartoffelkrieg [379] die Regierung<br />

zwingt, alle Schikanen der preußischen glorreichen Wehrverfassung spielen<br />

zu lassen. Aber warum hat man gerade die Polen zu Opfern dieses, in der preußischen<br />

glorreichen Wehrverfassung begründeten Schicksals gemacht?<br />

Weil — nun „weil die augenblicklichen Verhältnisse dies rechtfertigten/"<br />

Das ist alles, was wir erfahren. So beantwortet ein preußischer Kriegsminister<br />

Interpellationen.<br />

Es bleibt noch die Rechtsfrage zu beantworten, ob nicht deutsche Truppen<br />

zu deutschen Reichskriegen zu verwenden seien. Hierüber erklärt Herr<br />

Strotha:<br />

1. „Gehört das Großherzogtum Posen mit Ausschluß eines kleinen Teils ... zu<br />

Deutschland."<br />

Das ist die preußische Übersetzung der vorigjährigen Phrasen, Posen solle<br />

polnisch werden, „mit Ausschluß eines kleinen Teils" der Grenze, die deutsch<br />

werden müsse. Jetzt ist man weit genug, die Phrase entbehren zu können, und<br />

gesteht die begangene Prellerei mit dürren Worten ein.<br />

2. „ In der Einteilung der militärischen Bezirke des ganzen Großherzogtums Posen<br />

ist bis jetzt keine Veränderung vorgenommen. Es setzen sich also (!) demgemäß (!) die<br />

drei einberufenen Bataillone etwa zur Hälfte aus Bewohnern diesseits und zur Hälfte<br />

aus Bewohnern jenseits der Demarkationslinie zusammen."<br />

Auf deutsch: Die ganze Possenreißerei mit der Demarkationslinie hat bloß<br />

dazu gedient, 2/3 von Posen direkt und das letzte Drittel indirekt in Deutschland<br />

einzuverleiben. Damit die Polen aber endlich die Illusion aufgeben, als<br />

habe diese Linie in der Praxis irgendeinen Sinn, haben wir eben jetzt unsre<br />

Reichstruppen aus den Bezirken ausgehoben, die von ihr durchschnitten<br />

werden.<br />

3. „Bei der Verwendung der aus dem Großherzogtum Posen entnommenen Linien-<br />

truppen ist bisher nie eine andere Rücksicht genommen worden als die, welche die<br />

Staatszwecke fordern."<br />

Und wenn man bei der Linie die feierlichen Verpflichtungen vom März<br />

und April 1848 mit Füßen getreten hat, warum sollte man dies [nicht auch] bei<br />

der Landwehr? Kann ein polnischer Landwehrmann nicht ein ebenso guter<br />

„Reichstruppe" werden wie ein polnischer Liniensoldat?<br />

Wir haben Rücksicht genommen nur auf die „Staatszwecke"!<br />

Und was sind diese „Staatszwecke"?<br />

Sie liegen auf der Hand. Man will die waffenfähige und waffengeübte Bevölkerung<br />

derjenigen Gegenden, die sich noch nicht hinreichend mit dem

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