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stolz, wuchs mit jedem Tage und stellte Kossuth eine für das kleine Volk von<br />

5 Millionen unerhörte Zahl Kampflustiger zu Gebot; die ungarische Banknotenplatte<br />

stellte ihm eine unerschöpfliche Geldquelle zur Disposition, und<br />

jeder Magyar nahm diese Nationalassignaten wie hartes Silbergeld an. Gewehr-<br />

und Kanonenfabriken waren in voller Tätigkeit. Es fehlte der Armee<br />

nur an Waffen, an Übung und an guten Führern, und das alles war in wenigen<br />

Monaten zu schaffen. Es keim also nur darauf an, Zeit zu gewinnen, die Kaiserlichen<br />

ins Land hineinzulocken, wo sie durch fortwährenden Guerillakrieg<br />

ermüdet, durch Hinterlassung starker Garnisonen und sonstiger Detachierungen<br />

geschwächt wurden.<br />

Daher der Plan der Ungarn, sich langsam ins Innere zurückziehen, in<br />

steten Gefechten die Rekruten zu üben und im äußersten Notfall die Theißlinie<br />

mit ihren unwegsamen Sümpfen, diesen um den Kern des Magyarenlandes<br />

gezogenen natürlichen Graben, zwischen sich und die Feinde zu legen.<br />

Nach aller Berechnung mußten die Ungarn sich in dem Gebiet zwischen<br />

Preßburg und Pesth während zwei bis drei Monaten selbst gegen die überlegene<br />

österreichische Streitmacht halten können. Aber da trat der heftige<br />

Frost ein, der alle Flüsse und alle Sümpfe während mehrerer Monate mit einer<br />

selbst für schweres Geschütz passierbaren Eisdecke bekleidete. Dadurch wurden<br />

alle für die Verteidigung günstigen Terrainverhältnisse beseitigt, alle von<br />

den Magyaren angelegte^ Verschanzungen unnütz und der Umgehung ausgesetzt.<br />

So kam es, daß die ungarische Armee in kaum zwanzig Tagen von<br />

ödenburg und Preßburg nach Raab, von Raab nach Moor, von Moor nach<br />

Pesth zurückgeworfen wurde, daß sie selbst Pesth räumen und sich wirklich<br />

schon beim Beginn des Feldzugs hinter die Theiß zurückziehen mußten.<br />

Während dies bei der Hauptarmee geschah, ging es ebenso bei den übrigen<br />

Korps. Im Süden drangen Nugent und Dahlen immer weiter gegen das von<br />

den Magyaren besetzte Esseg vor, und näherten sich die Serben immer mehr<br />

der Maroslinie; in Siebenbürgen vereinigten sich Puchner und Malkowski bei<br />

Maros-Väsarhely; im Norden rückte Schlick aus den Karpathen bis an die<br />

Theiß herab und stellte über Miskolcz seine Verbindung mit Windischgrätz<br />

her.<br />

Die Österreicher schienen mit der magyarischen Revolution so gut wie<br />

fertig zu sein. Zwei Drittel von Ungarn und drei Viertel von Siebenbürgen<br />

waren in ihrem Rücken, und die Ungarn waren in der Front, in beiden Flanken<br />

und im Rücken zugleich geschlagen. Noch ein paar Meilen weiteren Vordringens,<br />

und sämtliche kaiserliche Korps reichten sich die Hand zu einem<br />

enger und enger sich zusammenziehenden Kreise, in dem Ungarn wie in den<br />

Ringeln einer Boa Constrictor erdrückt wurde.

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