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zu welchen Zwecken die also konfiszierten Güter verwendet wurden? Im<br />

Interesse des „allgemeinen Wohlstandes" des Landes, für welchen die brandenburgische<br />

Väterlichkeit so huldvoll in dem Pazifikations- und Reorganisationswerk<br />

von 1848 sorgte? Im Interesse des Volkes, aus dessen Schweiß<br />

und Blut jene Güter herstammten? Wir werden sehen.<br />

Der damalige Minister Hoym, welcher seit 20 Jahren die Provinz Schlesien<br />

ganz unabhängig von aller Beaufsichtigung verwaltet und diese Gewalt zu<br />

den junkerhaftesten Betrügereien und Erpressungen benutzt hatte, wurde zum<br />

Lohn für seine Verdienste um Gott, König und Vaterland ebenfalls mit der<br />

Verwaltung von Südpreußen betraut. Hoym schlug seinem Herrn und Meister<br />

vor, im Interesse des „Glanzes und der Macht" des Hauses und zur Gründung<br />

eines ihm ergebenen glänzenden und mächtigen Krautjunkertums, soviel<br />

als möglich von den geistlichen, starosteilichen konfiszierten Gütern an<br />

sogenannte „verdiente Männer' zu verschenken. Und also geschah es. Eine<br />

Menge Strauchritter, Günstlinge königlicher Maitressen, Kreaturen der<br />

Minister, Helfershelfer, denen man den Mund stopfen wollte, wurden mit<br />

den größten und reichsten Gütern des geraubten Landes beschenkt und hiermit<br />

den Polen „deutsche Interessen" und „überwiegend deutscher Grundbesitz"<br />

eingepfropft.<br />

Um die königliche Habsucht nicht zu reizen, hatte Hoym die Vorsicht<br />

gebraucht, diese Güter dem Könige nur zu dem vierten oder sechsten Teil<br />

des Wertes, manchmal noch niedriger anzugeben; er fürchtete, und wahrscheinlich<br />

nicht ohne Grund, daß der König, wenn er den wahren Wert der<br />

Güter erführe, eher an seine eigene landesväterliche Tasche als an alles andre<br />

denken würde. Während der vierjährigen Verwaltung Hoyms nach der<br />

„Pazifikation" von 1794 bis zum Jahr 1798 wurden in dieser Art verschenkt:<br />

im Posenschen Kammerbezirk 22, im Bezirk der Kalischer, vormaligen Petrikauer<br />

Kammer 19, im Warschauer Bezirk 11, zusammen 52 größere und<br />

kleinere Güterportionen, welche in Summa nicht weniger als zweihunderteinundvierzig<br />

einzelne Güter enthielten. Dem König war der Wert derselben<br />

zu 3 1/2 Millionen Taler angegeben worden, ihr wahrer Wert aber betrug mehr<br />

als zwanzig Millionen Taler.<br />

Die Polen werden wissen, Wem sie diese, nach dem Recht des Menschenschachers<br />

ihnen gestohlenen zwanzig Millionen Taler, die polnische Milliarde,<br />

bei der nächsten Revolution herauszuschlagen haben !<br />

Bloß im Kalischer Bezirk betrugen die verschenkten Güter nach dem<br />

Flächeninhalt über ein Dritteil sämtlicher königlichen undgeistlichenBesitzungen<br />

und ihre Revenüen selbst nach den elenden Verschenkungsanschlägen von<br />

1799 allein jährlich 247000 Taler.

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