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sagen, unter der Zensur habe auch Preßfreiheit geherrscht, denn nicht die<br />

Benutzung der Presse, sondern nur die Verbreitung ihrer Produkte sei der<br />

Kontrolle unterworfen gewesen.<br />

Man muß unter der Zensur in Berlin gelebt haben, um die ganze Neuheit<br />

dieses schon vor Jahren bei sämtlichen Winkelliberalen kursierenden, nichtsdestoweniger<br />

aber von der Linken abermals mit Bravo und Heiterkeit aufgenommenen<br />

Satzes zu würdigen.<br />

Herr Rupp zitiert nun den Preßfreiheitsartikel der Oktroyierten und weist<br />

im einzelnen nach, daß Manteuffels Gesetzentwurf mit Manteuffels Verfassung<br />

im schreiendsten Widerspruch stehe.<br />

Aber bester Herr Rupp, tout bonhomme que vous etes 1, haben Sie das<br />

noch nicht gewußt, daß Manteuffel die Verfassung nur deswegen oktroyiert<br />

hat, um die paar liberalen Phrasen, die sie enthält, hintennach wieder aufzuheben,<br />

sei es durch Beibehaltung der alten, sei es durch Einführung neuer<br />

Knebelgesetze.<br />

Ja, Herr Rupp geht so weit, daß er der Rechten mit einer gewissen Gründlichkeit<br />

auseinandersetzt, wie sie zwar später bei der Revision der Verfassung<br />

das Plakatgesetz in diese Verfassung aufnehmen könne, aber jetzt es verwerfen<br />

müsse, weil sie sonst der Revision der Verfassung vorgreife!<br />

Als ob es den Herren von der Rechten auf Konsequenz und nicht vielmehr<br />

darauf ankäme, der schlechten Presse, den Klubs, der Aufregung, dem kommerziellen<br />

Mißtrauen und anderen mehr oder minder revolutionären Errungenschaften<br />

baldigst ein Ziel zu setzen!<br />

Herr Rupp knüpft an diese gewichtigen Gründe nun noch folgende Gemeinplätze:<br />

1. Die Plakate werden verdammt, weil sie Aufregung verbreiten. Die Verhütung<br />

der Aufregung gehöre aber nicht in den Rechtsstaat, sondern in den<br />

Polizeistaat.<br />

2. Ich will eine starke Regierung. Eine Regierung aber, die die Aufregung<br />

und die Plakate nicht vertragen kann, ist keine starke Regierung.<br />

3. Der Deutsche folgt gern einem Führer.<br />

4. Die Abwesenheit der Plakate hat den 18.März nicht verhütet. (Nicht<br />

Roß, nicht Reisige usw. [384])<br />

5. Die Revolutionen sind Folge des Despotismus.<br />

Hieraus zieht Herr Rupp den Schluß, daß das Plakatgesetz im Interesse<br />

Manteuffels verworfen werden müsse.

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