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Herrn Nicolovius und baten um Beschleunigung der Sache oder Ansetzung<br />

einer außerordentlichen Assise. Herr Nicolovius versprach, alles mögliche zu<br />

tun, und erklärte, sechs Monate solle Lassalle in keinem Falle sitzen. Und<br />

nun! Kaum 14 Tage fehlen an den sechs Monaten.<br />

Die Ratskammer entschied endlich: Alle drei Angeklagten wurden an den<br />

Anklagesenat verwiesen. Nun aber war eine Schwierigkeit da: Man hätte,<br />

so war man überzeugt, im ganzen Landgerichtsbezirk Düsseldorf keine Jury<br />

gefunden, die Herrn Cantador verurteilt hätte. Um also Cantador freizubekommen,<br />

wäre Lassalle mit freigesprochen worden selbst von Leuten, die<br />

ihn sonst verurteilt hätten. Und gerade an der Verurteilung Lassalles lag der<br />

Regierung zu Düsseldorf, lag dem Ministerium und selbst der höchsten<br />

und allerhöchsten Kamarilla. Die Feindschaft gegen Lassalle „steht selbst<br />

nicht vor dem Throne still".<br />

Was geschieht: „Der Anklagesenat läßt die Prozedur gegen Cantador<br />

fallen und setzt ihn in Freiheit, während Lassalle und Weyers in Haft bleiben<br />

und vor die Geschwornen verwiesen werden."<br />

Und doch lag gegen Cantador genau dasselbe vor wie gegen Lassalle, mit<br />

Ausnahme einer einzigen Rede, die Lassalle in Neuß gehalten hatte.<br />

Und gerade diese Rede in Neuß wird herausgerissen, und auf diese hin<br />

wandert Lassalle vor die Assisen.<br />

Erinnern wir uns kurz an den ganzen Hergang.<br />

Als der offne Kampf zwischen der seligen Nationalversammlung und der<br />

Krone jeden Tag ausbrechen konnte, war Düsseldorf bekanntlich eine der<br />

agitier testen Städte der Rheinprovinz. Hier war die Bürgerwehr ganz auf<br />

<strong>Seite</strong> der Nationalversammlung und außerdem von einem Demokraten angeführt.<br />

Sie war bereit, den passiven Widerstand in den aktiven zu verwandeln,<br />

sobald von Berlin aus das Signal dazu gegeben war. Waffen und Munition<br />

waren vorhanden. Lassalle und Cantador standen an der Spitze der ganzen<br />

Bewegung. Sie forderten die Bürger nicht bloß auf, sich gegen das Ministerium<br />

Manteuffel zu bewaffnen, sie bewaffneten wirklich. Hier in Düsseldorf<br />

war das Zentrum ihrer Tätigkeit. Hier mußte, wenn wirklich ein Verbrechen<br />

vorlag, dies Verbrechen geschehen sein. Und wo soll es geschehen sein? Nicht<br />

in Düsseldorf, sondern - in Neuß!!<br />

Lassalle war in Neuß in einer Versammlung gewesen und hatte zum bewaffneten<br />

Zuzug nach Düsseldorf aufgefordert. Diese Aufforderung hatte<br />

nicht einmal ein Resultat, denn es kam gar nicht zum Kampf. Und hierin<br />

soll das Verbrechen Lassalles bestehen!<br />

Also nicht wegen seiner Haupttätigkeit, nicht wegen des wirklichen Bewaffnens,<br />

nicht wegen des wirklichen Aufstands, der in Düsseldorf auf dem

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