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kam darauf an, das Recht der Aufregung durch Plakate nicht zu beschönigen,<br />

sondern offen zu vertreten. Davon ist aber keine Rede bei Herrn Rupp. Die<br />

alten Phrasen über Preßfreiheit, die wir während 33 Jahren Zensur hinreichend<br />

Gelegenheit hatten, von vorn und von hinten zu beleuchten, diese alten<br />

Phrasen tritt Herr Rupp in trocken-feierlicher Sprache abermals breit, und<br />

weil er alles gesagt hat, was die Herren von der „National-Zeitung" über den<br />

Gegenstand wissen, glaubt die „National-Zeitung", er habe den Gegenstand<br />

erschöpft!<br />

Nach dem „Lichtfreund" Rupp erhebt sich der „Dunkelmann" Riedel.<br />

Herrn Riedels Rede ist aber zu schön, als daß wir uns mit ihr übereilen sollten.<br />

A demain donc, citoyen Riedel! 1<br />

[„Neue Rheinische Zeitung"<br />

Nr. 283 vom 27. April 1849]<br />

*Köln. 23. April. Der Abgeordnete Riedel hat unbedingt die klassischste<br />

Rede in der ganzen Debatte gehalten. Während noch vom Ministertisch aus<br />

einige Rücksichten genommen werden, während selbst Manteuffel noch gewisse<br />

scheinkonstitutionelle Wendungen gebraucht und höchstens der ungeschickte<br />

Parvenü von der Heydt zuweilen aus der konstitutionellen Rolle<br />

fällt, geniert sich Herr Riedel aus Barnim-Angermünde keinen Augenblick,<br />

als unverfälschter Uckermärker 13531 aufzutreten. Noch nie ist ein Wahlkreis<br />

so gut vertreten worden, wie der des Herrn Riedel.<br />

Herr Riedel fragt zuerst: Was sind Plakate? und gibt darauf zur Antwort:<br />

„Plakate, im eigentlichen Wortverstande, sind öffentliche Erklärungen, wodurch<br />

man beruhigend auf die Gemüter einwirkt."<br />

Das ist, nach Herrn Riedels Etymologie, die „Bestimmung" der Plakate.<br />

Wir wollen uns einstweilen mit dem Herrn Riedel nicht über den Stammbaum<br />

des Wortes „Plakat" streiten. Wir machen nur darauf aufmerksam, daß<br />

er sich seinen gesamten etymologischen Schweiß hätte ersparen können, wenn<br />

er den Gesetzentwurf nachlas. Dieser handelt nicht nur von „Plakaten", sondern<br />

von „Anschlagzetteln", und diese haben doch „im eigentlichen Wortverstande"<br />

keine andere „Bestimmung", als angeschlagen zu werden.<br />

Statt dessen ergeht sich Herr Riedel in gerechter Entrüstung darüber, daß<br />

der Name der Plakate aufs schändlichste gemißbraucht werde:<br />

„Die Plakate dienen in der Regel nur dazu, Leidenschaften zu entzünden und die un-<br />

reine Glut des Hasses oder der Rache besonders gegen die Obrigkeiten zu entflammen ...

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