06.07.2013 Aufrufe

Seite 351

Seite 351

Seite 351

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nur in der allgemeinen, sondern auch in der speziellen Debatte wenig mehr zu<br />

sagen blieb. Sehen wir uns diese erschöpfende Rede des Lichtfreundes Rupp<br />

aus der reinen Vernunft einmal an.<br />

Diese erschöpfende Rede ist allerdings ein echtes Produkt des lichtfreundlichen<br />

Geistes, des Geistes der „freien Gemeinden" 13831, d.h., sie erschöpft<br />

nichts als etwa die bei Gelegenheit der Plakate an den Mann zu bringenden<br />

Gemeinplätze.<br />

Herr Rupp beginnt damit, auf die verschiedene Motivierung des Plakatgesetzes<br />

durch die Regierung und durch den Zentralausschuß aufmerksam zu<br />

machen. Die Regierung gebe das Gesetz für eine bloße Polizeimaßregel im<br />

Interesse des Straßenverkehrs und der Ästhetik aus; der Zentralausschuß, der<br />

diesen plumpen preußischen Kniff entfernt, stelle die politischen Motive in<br />

den Vordergrund. Damit hat er dem lichtfreundlichen Predigerpathos Tür<br />

und Tor geöffnet:<br />

„Auf diese Weise tritt unstreitig dieser Gesetzesvorschlag in die Reihe der ge-<br />

wichtigsten Gegenstände für die Beratungen dieser Versammlung. Nun werden wir<br />

nicht sagen wollen" (wir werden nicht sagen wollen!), „es ist uns auch so (!) gleich-<br />

gültig, ob einige Plakate mehr oder weniger in der Welt sind, denn (!) darin liegt gerade<br />

der erhabene Charakter des Rechts und der Freiheit, daß auch das scheinbar Gering-<br />

fügigste, wenn es mit demselben in Verbindung tritt, sofort selbst eine höhere Bedeu-<br />

tung annimmt"!!<br />

Nachdem Herr Rupp durch diese Pastoral-Einleitung den „erhabenen<br />

Charakter" und die „höhere Bedeutung" der Plakate sichergestellt und die<br />

Gemüter seiner Hörer andächtig gestimmt hat, kann er dem „ewigklaren,<br />

spiegelreinen und ebnen" Fluß seiner reinen Vernunft ruhig freien Lauf<br />

lassen.<br />

Zuerst macht Herr Rupp die nur allzu gewiegte Bemerkung, „daß sehr<br />

häufig Maßregeln gegen eingebildete Gefahren ergriffen worden sind, durch<br />

welche wirkliche Gefahren erst erzeugt werden".<br />

Diesem Gemeinplatz jauchzt die Linke sofort ein entzücktes Bravo zu.<br />

Darauf weist Herr Rupp mit gleicher Geistestiefe nach, daß der Entwurf<br />

im Widerspruch stehe mit - der oktroyierten Verfassung 11231, die Herr Rupp<br />

gar nicht anerkennt!<br />

Sonderbare Politik der Linken, sich auf die oktroyierte Verfassung zu berufen<br />

und gegen fernere Fußtritte die bereits im November erhaltenen Fußtritte<br />

als Argumente zu zitieren!<br />

Wenn die Regierung meine, fährt Herr Rupp fort, dieser Gesetzentwurf<br />

berühre nicht die Preßfreiheit, sondern nur die Benutzung der Straßen und<br />

Plätze zur Verbreitung der Produkte der Presse, so könne man ebensogut

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!