06.07.2013 Aufrufe

Seite 351

Seite 351

Seite 351

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schaften" herzlich satt, sie werden sich jedes Mittels bedienen, um die „unreine<br />

Glut des Hasses und der Rache gegen die Obrigkeit", die ja für sie die<br />

erwünschteste Obrigkeit von der Welt ist, zu unterdrücken, die „Ordnung"<br />

herzustellen und die „gesetzliche Freiheit" auf dasjenige Maß zurückzuführen,<br />

das ihnen bequem ist. Und was das für ein Maß ist, geht daraus hervor,<br />

daß Herr Riedel die große Mehrzahl des Volkes als „urteilslose Masse"<br />

bezeichnet.<br />

Von dieser „urteilslosen Masse" weiß Herr Riedel nicht Schlechtes genug<br />

zu sagen. Er fährt fort:<br />

„Diese" (durch Plakate gemachte) „Mitteilung wird gerade am meisten von derjenigen<br />

Volksklasse beachtet, welche an schriftliche Mitteilungen am wenigsten gewöhnt<br />

ist, mit der Vorsicht und mit dem Mißtrauen die Glaubwürdigkeit schriftlicher<br />

Mitteilungen zu prüfen und zu erwägen, welche das an Lektüre gewöhnte Publikum,<br />

über die Täuschungen der Presse belehrt, allerdings dazu mitbringt ..."<br />

Wer ist nun diese urteilslose Masse, diese an schriftliche Mitteilungen am<br />

wenigsten gewöhnte Klasse? Sind es die Bauern der Uckermark? Keineswegs;<br />

denn erstens sind sie der „Kern der Nation", zweitens lesen sie keine Plakate,<br />

und drittens haben sie Herrn Riedel gewählt. Herr Riedel meint niemanden als<br />

die Arbeiter der Städte, das Proletariat. Die Plakate sind ein Hauptmittel, auf<br />

das Proletariat zu wirken; das Proletariat ist seiner ganzen Stellung nach<br />

revolutionär, das Proletariat, die unter dem konstitutionellen Regime ebensogut<br />

wie unter dem absoluten unterdrückte Klasse, ist nur zu bereit, abermals<br />

zu den Waffen zu greifen; von der <strong>Seite</strong> des Proletariats droht gerade die<br />

Hauptgefahr, und darum fort mit allem, was die revolutionären Leidenschaften<br />

im Proletariat lebendig erhalten könnte!<br />

Und was hilft mehr dazu, die revolutionäre Leidenschaft unter den Arbeitern<br />

lebendig zu erhalten, als gerade die Plakate, die jede Straßenecke in<br />

eine große Zeitung verwandeln, in der die vorbeikommenden Arbeiter die<br />

Tagesereignisse verzeichnet und glossiert, die verschiedenen Ansichten dargelegt<br />

und debattiert finden, wo sie zu gleicher Zeit Leute aller Klassen und<br />

Meinungen versammelt antreffen, mit denen sie die Plakate diskutieren können,<br />

kurz, wo sie ein Journal und einen Klub in einem haben, und alles das,<br />

ohne daß es sie einen Heller kostet.<br />

Das aber ist es gerade, was die Herren von der Rechten nicht wollen. Und<br />

sie haben recht. Von der <strong>Seite</strong> des Proletariats droht ihnen die größte, ja die<br />

einzige Gefahr - warum sollten sie, die die Macht in Händen haben, nicht<br />

diese Gefahr mit allen Mitteln zu erdrücken streben?<br />

Dagegen würde kein Mensch etwas einwenden können. Wir leben nun,<br />

mit Gottes Hülfe, schon an die sechs Monate unter der Säbeldiktatur. Wir

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!