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Aber der Krieg in Italien ändert die Lage der Dinge sehr. Von dem Augenblick<br />

an, wo die Kündigung des Waffenstillstandes gewiß war, mußte<br />

Ostreich seine Truppensendungen nach Italien verdoppeln, mußte seine frisch<br />

ausgehobnen Rekruten zwischen Windischgrätz und Radetzky teilen. Auf diese<br />

Weise steht zu erwarten, daß keiner genug bekommt.<br />

Während es sich daher bei den Magyaren und Italienern bloß darum handelt,<br />

Zeit zu gewinnen - Zeit, um Waffen zu beziehen und anzufertigen, Zeit,<br />

um Landsturm und Nationalgarden zu felddienstfähigen Soldaten einzuüben,<br />

Zeit, um die Revolutionierung des Landes durchzuführen — verliert Ostreich<br />

im Verhältnis zu seinen Gegnern jeden Tag an Macht.<br />

Während Rom, Toskana und selbst Piemont durch den Krieg selbst immer<br />

tiefer in die Revolution hineingeschleudert, täglich zu größerer revolutionärer<br />

Energie gezwungen werden, während sie auf die mit raschen Schritten heranrückende<br />

Krisis in Frankreich warten können, währenddes gewinnt in Ostreich<br />

das dritte desorganisierende Element, die slawische Opposition, täglich mehr<br />

Terrain und organisiert sich täglich besser. Die oktroyierte Verfassung 13181,<br />

die die Slawen zum Dank dafür, daß sie Ostreich gerettet, hinter den März<br />

zurückschleudert, die vielen Beleidigungen der Slawen durch bürokratische<br />

und soldatische Ubergriffe sind geschehene Tatsachen, an denen sich nichts<br />

ändern läßt.<br />

Daß unter diesen Umständen die „Kölnische Zeitung" [21] die möglichste<br />

Eile hat, die Kaiserlichen mit dem unangenehmen ungarischen Krieg fertig<br />

werden zu lassen, ist begreiflich. Gestern läßt sie sie demgemäß in drei Kolonnen<br />

über die Theiß gehen — eine Nachricht, die um so glaubwürdiger ist, je<br />

weniger sie bis jetzt durch ein Bulletin bestätigt wird. Von anderer <strong>Seite</strong> dagegen<br />

wird berichtet, daß ganz im Gegenteil die magyarische Armee in Eilmärschen<br />

gegen Pest rücke und offenbar den Entsatz Komorns beabsichtige.<br />

Komorn, obwohl heftig bombardiert, hält sich tapfer. Während des Bombardements<br />

taten sie keinen Schuß; als aber die Östreicher einen Sturm versuchten,<br />

wurden sie durch ein mörderisches Kartätschenfeuer mit großem<br />

Verlust zurückgeschlagen. Das polnische Ulanenregiment Herzog Coburg<br />

soll, als Dembinski seinen Angriff ruhig erwartete und die Melodie „Noch ist<br />

Polen nicht verloren " [363] aufspielen ließ, zu den Magyaren übergegangen<br />

sein.<br />

Das sind alle Nachrichten vom ungarischen Kriegsschauplatz, die wir<br />

heute zu geben im "tan de sind. Die Wiener Post vom 23. ist ausgeblieben.<br />

Wenden wir uns jetzt zum italienischen Kriegsschauplatz. Hier ist die<br />

piemontesische Armee in einem langen Bogen längs des Tessin und des Po<br />

aufgestellt. Ihre erste Linie dehnt sich von Arona über Novara, Vigevano

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