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ietet der widerspenstige Hohenzollern die Hand zur „Verständigung". Und<br />

in der Tat - die Versammlung, nachdem sie so weit gegangen ist, könnte<br />

wahrhaftig auch noch den einen kleinen Schritt weiter gehen und ganz preußisches<br />

Werkzeug werden.<br />

Unterdessen aber klammert sich ein Teil des Volks und besonders die<br />

Bauern und Kleinbürger der süddeutschen Raubstaaten an die Versammlung<br />

und die sogenannte Reichs Verfassung an. Das Militär ist günstig für die<br />

Reichsverfassung gestimmt. Das Volk sieht in jedem, wenn auch noch so<br />

lumpigen Schritt näher zur Einigung Deutschlands einen Schritt näher zur<br />

Beseitigung der kleinen Fürsten und zur Befreiung von der drückenden Steuerlast.<br />

Auch der Haß gegen Preußen trägt sein Teil dazu bei. Die Schwaben<br />

haben sogar eine Revolution für die sogenannte Reichsverfassung gemacht;<br />

natürlich ein Sturm in einem Glase Wasser [194J, aber doch immer etwas.<br />

Die Sprengung der Frankfurter Versammlung würde also nicht ohne Gewalt<br />

vor sich gehen können, wenn die Frankfurter Biedermänner die geringste<br />

Courage hätten. Sie hätten jetzt die letzte Gelegenheit, wenigstens<br />

einen kleinen Teil der begangenen schweren Sünden abzuwaschen. Frankfurt<br />

und Süddeutschland, ostensibel für die Reichsverfassung sich erhebend,<br />

könnte bei den Siegen der Ungarn, bei der Auflösung Ostreichs, bei der<br />

Wut des Volks in Preußen gegen die HohenzoIIern-Radowitz-Manteuffelschen<br />

Verrätereien ein momentanes Zentrum für eine neue, auf Ungarn gestützte<br />

revolutionäre Erhebung bilden.<br />

Dann aber müßten die Herren sich auch nicht scheuen, den Bürgerkrieg<br />

zu proklamieren und im äußersten Falle, wenn es auf Entscheidung ankommt,<br />

die eine und unteilbare deutsche Republik der Restauration des deutschen Bundeslags\397]<br />

Vorziehen.<br />

Aber wer das den Frankfurtern zumutet, der irrt sich gewaltig. Die Herren<br />

werden etwas poltern, sich etwas sperren, bis wenigstens einigermaßen dem<br />

Anstand genügt ist, und dann werden sie alles das beschließen, was der widerspenstige<br />

Hohenzollern ihnen diktiert. Das Volk wird hie und da vielleicht<br />

Barrikaden bauen und - verraten werden wie am 18.September. 1398]<br />

Damit würde die berühmte Reichs-Haupt- und Staatsaktion ihr Ende<br />

nehmen, wenn es Von den Frankfurter Herren abhinge. Aber vielleicht sprechen<br />

die ungarischen Husaren und die polnischen Lanciers und die Wiener<br />

Proletarier ein Wort mit, und dann kann die Sache doch eine andere Wendung<br />

nehmen.

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