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Gebiet nach Prerau führen, und in wenig Tagen stand das erste russische<br />

Armeekorps auf mährischem Boden.<br />

Die Magyaren, wohl wissend, daß sie es in wenig Wochen mit zahlreichen<br />

frischen Streitkräften zu tun haben würden, sind nicht so rasch auf Wien marschiert,<br />

als man es anfangs erwartete. Sie konnten Wien ebensowenig wie Pesth<br />

durch einen Frontangriff nehmen, ohne es beschießen zu müssen, und das<br />

durften sie nicht. Sie waren wieder, wie bei Pesth, genötigt, es durch Umgehung<br />

zu nehmen, und hierzu gehörte Zeit, gehörte die Gewißheit, daß sie<br />

selbst in Flanke und Rücken nicht bedroht seien. Aber gerade hier waren es<br />

die Russen, welche sie im Rücken bedrohten, während von der andern <strong>Seite</strong><br />

her, bei einer direkten Bedrohung Wiens, starke momentane Detachierungen<br />

von Radetzkys Armee zu erwarten standen.<br />

Statt rasch auf Wien zu rücken, haben die Ungarn also sehr klug gehandelt,<br />

wenn sie sich begnügten, die Kaiserlichen immer weiter aus Ungarn zurückzutreiben,<br />

sie in einem großen Bogen von den kleinen Karpathen bis zu den<br />

Ausläufen der Steierischen Alpen zu umstellen, ein starkes Korps gegen den<br />

Jablunka zu detachieren, die galizischen Gebirgspässe zu befestigen und zu<br />

decken, Ofen anzugreifen und die neue Aushebung von 250 000 Mann besonders<br />

in den wiedereroberten westlichen Komitaten rasch zu betreiben. Auf<br />

diese Weise sichern sie sich Flanke und Rücken und bringen eine Armee zusammen,<br />

die den russischen Zuzug ebensowenig wie die ehedem so kolossale<br />

kaiserliche Armee zu fürchten hat. Von dieser ruhmvollen schwarzgelben [211]<br />

Armee sind 200000 Mann nach Ungarn einmarschiert und kaum 50000 zurückgekommen,<br />

der Rest ist gefallen, verwundet, krank, gefangen oder übergegangen.<br />

Die Russen drohen zwar mit noch viel kolossaleren Armeen. 120 000, nach<br />

andern 170 000 Mann sollen einrücken. Nach dem „Triester Freihafen" soll<br />

die mobile Operationsarmee weit über 500000 Mann betragen. Man kennt<br />

aber die russischen Übertreibungen, man weiß, daß von den angegebenen<br />

Zahlen nur die Hälfte in den Stammlisten stehen und daß von der Ziffer der<br />

Stammlisten wieder nicht die Hälfte wirklich vorhanden ist. Wenn die russische<br />

Hülfe, nach Abzug der zur Besetzung Polens nötigen Truppen,<br />

60 [000]-70 000 Mann Effektivbestand aufbringt, so kann Ostreich sich freuen.<br />

Und mit dieser Zahl werden die Magyaren fertig.<br />

Der magyarische Krieg von 1849 hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem polnischen<br />

Kriege von 1830/31 [233]. Aber gerade dadurch unterscheidet er sich<br />

von ihm, daß er alle Chancen, die Polen damals gegen sich hatte, jetzt für sich<br />

hat. Man weiß, daß Lelewel damals ohne Erfolg darauf drang, erstens durch<br />

Emanzipation der Bauern und Juden die Masse der Bevölkerung an die Revo-

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