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Kammer, die nicht mucken darf, wenn sie nicht aufgelöst sein will - ob eine<br />

solche Versammlung dies Aktenstück anerkennt oder nicht? Als ob durch Anerkennung<br />

oder Nichtanerkennung an dem Gang der europäischen Revolution,<br />

die alle jetzt gültigen, oktroyierten und nicht oktroyierten Verfassungen<br />

wie Staub zerreiben wird, auch nur das mindeste geändert würde!<br />

Das einzige, was an der ganzen Debatte von Interesse ist, ist der knabenhafte<br />

Ubermut der Rechten und das feige Zusammenfallen der Linken.<br />

Die Herren Royalisten sind unverbesserlich. Kaum steht ihre Sache durch<br />

die Hülfe der gehorsamen Soldateska augenblicklich wieder besser, so glauben<br />

sie sich ins alte gelobte Land zurückgeführt und stimmen einen Ton an, der<br />

an Unverschämtheit alles übertrifft, was der Polizeistaat je geleistet.<br />

Die Herren von der Linken dagegen stimmen ihre Ansprüche in demselben<br />

Maße herab, in dem die Rechte die ihrigen hinaufschraubt. Man hört<br />

durch alle ihre Reden jene Gebrochenheit durch, die die Folge herber Enttäuschungen<br />

ist, jene Gebeugtheit des Exmitglieds derselben Versammlung,<br />

die zuerst die Revolution versumpfen ließ und nachher, im selbstgeschaffenen<br />

Sumpf versinkend, mit dem schmerzlichen Ruf unterging: Das Volk ist noch<br />

nicht reif!<br />

Selbst die entschiedenen Mitglieder der Linken, statt sich der ganzen Versammlung<br />

direkt gegenüberzustellen, geben die Hoffnung nicht auf, in der<br />

Kammer und durch die Kammer noch zu etwas zu kommen und eine Majorität<br />

für die Linke zu erlangen. Statt eine außerparlamentarische Stellung im<br />

Parlament einzunehmen, die einzige, die in einer solchen Kammer ehrenvoll<br />

ist, machen sie der parlamentarischen Möglichkeit zu Gefallen eine Konzession<br />

über die andere, statt den konstitutionellen Standpunkt nach Möglichkeit<br />

zu ignorieren, suchen sie ordentlich die Gelegenheit, um des lieben Friedens<br />

willen, mit ihm zu kokettieren.<br />

Die allgemeine Debatte dreht sich um die Anerkennung oder Nichtanerkennung<br />

der sog. Verfassung. Die Linke, die sich selbst als die Fortsetzung<br />

der steuerverweigernden Majorität der Ex-Vereinbarungsversammlung<br />

ansah, mußte mit dem entschiedensten Protest gegen den Gewaltstreich<br />

vom 5.Dezember beginnen. Und was tut sie? Sie erklärt sich bereit, die Auflösung<br />

der Nationalversammlung als eine Tatsache anzuerkennen, die nicht<br />

mehr zu ändern sei, den Prinzipienstreit über die Rechtsgültigkeit des oktroyierten<br />

Bastards fallenzulassen, alle Fußtritte und Beleidigungen mit dem<br />

Mantel der Liebe zu bedecken und sogleich zur Revision überzugehen!<br />

Die Rechte weist natürlich dies feige Anerbieten mit gebührender Verachtung<br />

zurück und zwingt die Linke in den Prinzipienstreit hinein.<br />

Der Linken geschieht ganz recht. Warum bilden sich die Herren auch

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