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ausgesetzt ist. Wir erinnern, von den kleineren Schikanen nicht zu sprechen,<br />

nur an die Brutalitäten, die sich Herr Morret, der Gefängnisdirektor, in Gegenwart<br />

des Untersuchungsrichters, Herrn Ebermeyer (den wir jetzt hier in<br />

Köln zu besitzen das Glück haben), gegen ihn erlaubte. Lassalle reichte eine<br />

Klage beim Parquet ein; der Generalprokurator, Herr Nicolovius, entschied:<br />

Die fragliche Handlung schließe weder ein Verbrechen noch ein Vergehen ein<br />

und könne daher nicht verfolgt werden!<br />

Wir erinnern ferner an die vom Arzt für Lassalles Gesundheit für dringend<br />

nötig erachteten Ausfahrten, zu denen die Prokuratur ihre Zustimmung gab,<br />

während die Regierung sie verweigerte, obwohl ein Untersuchungsgefangener<br />

nach dem Gesetz nicht unter der Regierung, sondern einzig und allein unter<br />

dem Prokurator steht.<br />

Die Schwierigkeiten, mit denen es verknüpft war, Zutritt zu Lassalle ins<br />

Gefängnis zu erhalten, die Ausflüchte, das Versteckspielen usw. sind jedem<br />

bekannt, der es einmal versucht hat, in das Innere der Düsseldorfer „Anstalt"<br />

zu dringen.<br />

Endlich war die Untersuchung geschlossen und die Sache sollte an die<br />

Ratskammer gehen. Damals war es noch Zeit, den Prozeß noch vor die letzten<br />

Assisen zu bringen, die im Februar und März gehalten wurden. Aber das<br />

sollte um jeden Preis verhütet werden. Als die Akten dem stellvertretenden<br />

Oberprokurator, dem „gnädigen" Herrn von Ammon I., zur Fassung seines<br />

Schlußantrags vorgelegt wurden, zieht Herr Ammon plötzlich einen Brief<br />

Lassalles an einen gewissen Stangier, Landwirt im Kreis Altenkirchen, hervor<br />

1, um daraufhin eine neue Anklage zu begründen. Dieser Brief hatte aber<br />

schon mehrere Wochen ruhig im Pult des Herrn Ammon gelegen, ohne daß<br />

es ihm eingefallen wäre, ihn als neuen Beschwerdepunkt zu den Akten zu<br />

geben. Jetzt, wo alles fertig und die Assisen vor der Tür waren, jetzt erscheint<br />

er mit dem Brief. Nun mußten natürlich neue Zeugenverhöre abgehalten<br />

werden, die Sache war um mehrere Wochen aufgehalten, und diese Zeit<br />

reichte gerade hin, die Verhandlung der Lassalleschen Prozedur auf den damals<br />

bevorstehenden Assisen unmöglich zu machen.<br />

Der Brief, den Herr Ammon, wie er selbst gestand, schon längere Zeit im<br />

Pult aufbewahrt hatte, war übrigens so unbedeutend, daß weder Ratskammer<br />

noch Anklagesenat Rücksicht darauf nahmen oder ihn als Beschwerungsgrund<br />

mit aufführten!<br />

Genug, die Assisen waren glücklich umschifft, und die nächsten begannen<br />

erst im Mai. Deputationen über Deputationen gingen zum Generalprokurator

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