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Ferner:<br />

In Erfurt besteht die Zensur seit dem 25. November ebenfalls ungehindert.<br />

Die dortige Presse wurde zuerst von Herrn F. IV. Huthsteiner, jetzigem Polizeiinspektor,<br />

Exredakteur der unter der Zensur einmal liberal gewesenen „Barmer<br />

Zeitung", angeblichem Liberalen resp. Demokraten, späterem Untergebenen<br />

Dunckers und fortwährendem preußischen Polizisten, zensiert.<br />

Obwohl dieser Ehrenmann sogar Artikel aus der unglücklichen Berliner<br />

„National-Zeitung" [234] strich (!), so fand man seine Amtsübung doch noch<br />

nicht preußisch genug und ersetzte ihn durch einen Offizier. In Erfurt besteht<br />

also ebenfalls Militärzensur.<br />

Damit nicht genug, führt man auch die Zensur der im Auslande, d.h.<br />

außerhalb des Belagerungsrayons gedruckten Blätter und Schriften ein. Das<br />

„Erfurter Adreßblatt" vom 7.Februar enthält folgende Bekanntmachung:<br />

„Auf Anordnung der kgl. hochl[öblichenl Kommandantur, hier, wird das hiesige<br />

Publikum bei .angemessener Polizeistrafe' und bei ,sofortiger Verhaftung'<br />

verwarnt, auswärts gedruckte Schriften, welche die Maßregeln der Regierung verdächtigen<br />

oder gar in gehässiger Opposition angreifen und auf diese Weise dahin wirken, die<br />

Gemüter der Einwohnerschaft der bestehenden konstitutionellen Regierung zu entfremden<br />

oder auch geeignet sind, Erbitterung gegen gewisse Einwohnerklassen und dadurch<br />

Aufregung und Unfrieden in hiesiger Stadt hervorzurufen, hier zu verbreiten oder zu<br />

affichieren.<br />

Erfurt, 5.Februar 1849<br />

Der Magistrat, Polizeiverwaltung"<br />

Die Wiedereinführung der Zensur, die Verbesserung der gewöhnlichen<br />

durch die Militärzensur - das sind doch wohl Sachen, die die Presse nahe<br />

genug angehen. Und die Presse der benachbarten Orte, die Breslauer, die Berliner,<br />

die Leipziger Presse, nimmt das hin, als verstände sich das alles von<br />

selbst! In der Tat, die deutsche Presse ist noch immer die alte „gute Presse".<br />

Unsre schläfrigen Deputierten in Berlin aber fragen wir, ob sie denn noch<br />

immer nicht dazu übergehen werden, die Versetzung der Minister in Anklagestand<br />

unverzüglich zu beantragen?

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