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eitete Nachricht, als habe die russische Regierung in Polen die Abgaben für ein Jahr<br />

im voraus beitreiben lassen."<br />

Was es mit der Annahme dieser Bons für eine Bewandtnis hat, erfahren wir<br />

von andrer <strong>Seite</strong>.<br />

Die Gutsbesitzer in Polen haben Ende des vorigen und Anfang dieses Jahres<br />

enorme Lieferungen machen müssen, dieselben sind aber bei den Steuern<br />

angerechnet worden; man glaubte, es sei hiermit alles abgemacht, aber jetzt<br />

müssen die Steuern bis Ende dieses Jahres im voraus erlegt werden.<br />

Man sieht schon aus dieser Parforce-Verpflegungsmethode, welche furchtbare<br />

Massen russischer Truppen in Polen angehäuft sein müssen.<br />

Ein anderes Blatt, die Posener „Z[ei]t[un]g des Osten" t3801, meldet aus<br />

Posen vom 13. April:<br />

„Die Zahl der russischen Truppen im Westen: Im Königreich steht das Korps<br />

Rüdigers - die Hälfte des vierten Rüdigerschen Korps nebst Reserven, im ganzen ungefähr<br />

120000 Mann. In Litauen steht das sogenannte Grenadierkorps (früher Szachowskis)<br />

und ein Teil des ersten Korps. Die Garden sollen später ankommen - man<br />

spricht schon seit Monaten von ihrer Ankunft. In Wolhynien, wo das Hauptquartier<br />

in Dubno sich befindet, steht der Rest des vierten Czegodajewschen Regiments. Bei<br />

Kiew ist ein zweites Hülfskorps, bei Krzemienice ein Mobil-Korps (Pawlow), ungefähr<br />

6[000]-8000 Mann stark, in der Moldau endlich und in der Walachei befindet sich das<br />

Lüdersche Korps bis 65000 Mann stark."<br />

Was diese Truppen dort zu suchen haben, gestehen sie selbst sehr naiv ein:<br />

„Die gemeinen Russen sowie die Offiziere sind weniger zurückhaltend in ihren Gesprächen.<br />

Bemerkenswert ist es, daß sie auf die Frage, warum sie an der Grenze stehen,<br />

alle ein und dieselbe und zwar nachstehende Antwort geben: Unser Kaiser ist der<br />

Schwager des preußischen Königs. Nachdem die Franzosen von den Russen im großen<br />

Kriege besiegt worden waren, gehörte alles Land bis nach Paris dem Kaiser; er hat die<br />

Verwaltung verschiedenen kleinen deutschen Knäsen (Fürsten) übertragen und als<br />

obersten Militärgouverneur seinen Schwager, den Knäs von Preußen gesetzt. Nun<br />

haben die Franzosen und die Deutschen Rebellion gemacht, und da baten die deutschen<br />

Knäse sowie der oberste Gouverneur den Kaiser um Hülfe, und deswegen stehen wir<br />

nun hier an der Grenze; wenn nicht bald Ruhe wird, so werden wir hinübergehen und<br />

Ordnung machen."<br />

Damit nicht genug. Der Kaiser Nikolaus befiehlt, daß in dem westlichen<br />

Strich des Reichs eine neue Rekrutenaushebung von 8 Mann auf Tausend<br />

stattfinden soll. Dabei liegt ein Verzeichnis, wonach in 21 Gouvernements die<br />

Rekruten ausgehoben werden sollen.<br />

So sieht es aus jenseits der Grenze. Eine halbe Million bewaffneter und<br />

organisierter Barbaren wartet nur auf die Gelegenheit, über Deutschland her-

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