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„Schützen Sie, meine Herren", ruft er flehentlich, „die Regierung vor Selbsttäuschung,<br />

zu welcher dies Gesetz, wie jedes Gesetz des Polizeistaates, sie verführt!"<br />

Die Verwerfung des Manteuffelschen Entwurfs wäre nach Herrn Rupp<br />

kein Mißtrauensvotum für Manteuffel, sondern vielmehr ein Vertrauensvotum.<br />

Herr Rupp wünscht, daß Manteuffel die erwünschte „starke Regierung"<br />

werde, und darum will er ihn nicht durch das Plakatgesetz schwächen. Ihr<br />

glaubt, Herr Rupp scherze? Er denkt nicht daran. Herr Rupp ist ein Lichtfreund,<br />

und ein Lichtfreund scherzt nie. Die Lichtfreunde können das Lachen<br />

ebensowenig ausstehen wie ihr würdiger Vetter Atta Troll. [3851<br />

Der letzte Trumpf aber, den Herr Rupp ausspielt, setzt seiner ganzen<br />

Rede die Krone auf:<br />

„Die Verwerfung dieses Gesetzes wird nicht wenig dazu beitragen, denjenigen Teil<br />

der Bevölkerung zu beruhigen, welcher mit der Anerkennung der Verfassung vor der<br />

Revision sich nicht einverstanden erklären konnte."<br />

Herr Rupp interessiert sich für die „Beruhigung des Teils der Bevölkerung",<br />

der noch nicht auf der Stufe Man teuf fels steht!<br />

So sind aber die Herren von der Linken! Sie sind der stürmischen Bewegung<br />

satt, und da sie einmal Deputierte sind und einsehen, daß sie gegen<br />

die Säbeldiktatur nicht ankönnen, so wünschen sie nichts mehr, als daß die<br />

leidigen Prinzipienfragen endlich einmal abgetan, die Verfassung behufs der<br />

Gültigkeitserklärung pro forma revidiert und beschworen und „die Revolution<br />

geschlossen" werde. Dann beginnt für sie das behagliche Leben des<br />

konstitutionellen Schlendrians, des Deklamierens aus Nichts von Nichts zu<br />

Nichts, des Intrigierens, Protegierens, Ministerveränderns usw; jenes olympische<br />

Schlaraffenleben, das die französischen Odilons 1, Thiers und Moles<br />

achtzehn Jahre lang in Paris verführten und das Guizot mit so viel Vorliebe<br />

das „Spiel der konstitutionellen Institutionen" zu nennen pflegte. Ist nur<br />

erst die unbequeme revolutionäre Bewegung etwas im Sande verlaufen, so<br />

gehört ein Ministerium Waldeck ja gar nicht mehr zu den Unmöglichkeiten!<br />

Und für die Republik ist das Volk ja doch noch nicht reif!<br />

Nach der Rede des Herrn Rupp bleibt gerade noch alles zu sagen. Es<br />

handelte sich zunächst nicht um die Beschränkung der Preßfreiheit im allgemeinen,<br />

es handelte sich vor allem um die Beschränkung der Preßfreiheit in<br />

den Plakaten. Es kam darauf an, auf die Wirkungen der Plakate einzugehen,<br />

die „Straßenliteratur" zu verteidigen und ganz besonders das Recht der<br />

Arbeiter auf die in den Plakaten vertretene kostenfreie Literatur zu wahren. Es

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