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die Regierung sie traktiert, ihnen endlich die Augen darüber geöffnet hätten,<br />

wie man sich der Krone und der Regierung gegenüber zu benehmen habe, um<br />

etwas durchzusetzen. Man hoffte, jeder von ihnen werde dadurch wenigstens<br />

eine Stufe weiter links gerückt sein.<br />

Stattdessen zeigt sich, daß die Züchtigung im November gefruchtet hat.<br />

Statt weiter links, sind die Herren weiter rechts gerückt. Mit dem wohlmeinendsten<br />

Heulerpathos 12261 predigen sie Versöhnung und Verständigung.<br />

Sie erklären, die erhaltenen Mißhandlungen vergessen und vergeben zu wollen,<br />

sie bieten den Frieden an. Es geschieht ihnen recht, daß sie mit Hohngelächter<br />

zurückgewiesen werden.<br />

Es folgt Herr Graf Renard, Feudalherr aus Schlesien.<br />

Herr Renard bildet sich ein, im März sei nichts umgestoßen, sondern bloß<br />

ein neuer Moment hinzugefügt worden. Die Krone bleibe Krone, nur trete<br />

als „bestimmender Moment" die ständische (!) Repräsentation mit beiratender<br />

Stimme des Volks hinzu. Sonst bleibe alles beim alten. (In der Tat, das ist es<br />

gerade, was uns mit Gott für König und Vaterland oktroyiert und revidiert<br />

werden soll.) Der Deputierte habe „zu vertreten die Verfassung des Volks in<br />

seiner Gesamtheit, also das Volk mit dem Fürsten, nicht aber das Volk gegen<br />

den Fürsten". (Wozu ist dann der Fürst noch da, wenn die Deputierten ihn<br />

ohnehin schon „vertreten"?) Nach dieser neuen Staatstheorie erklärt Herr<br />

Renard der Kammer noch folgendes: Sie sei keineswegs da, „um mit der<br />

Krone zu markten und zu feilschen" — d.h. sich zu vereinbaren - „zu streiten<br />

über Worte oder meinetwegen auch über Rechte"; Regierung und Kammer seien<br />

keineswegs „die Anwälte zweier prozeßführenden Parteien". Wer sein Mandat<br />

anders verstehe, der „führe den Bürgerkrieg in den Theorien".<br />

Herr Renard spricht deutlich genug. In den profanen konstitutionellen<br />

Staaten regiert die Kammer durch ihren Ausschuß, das Ministerium, und der<br />

König hat kein andres Recht als das, ja und amen zu sagen und zu unterschreiben.<br />

So war es auch bei uns in der Zeit der Drangsal, der Zeit Camphausens,<br />

Hansemanns und Pfuels. Aber in der königlich preußischen konstitutionellen<br />

Monarchie von Gottes Gnaden ist es gerade umgekehrt: Die Krone<br />

regiert durch ihre Minister, und wehe den Kammern, wenn sie etwas anders<br />

zu tun versuchen, als ja und amen sagen zu den gottbegnadeten Ergüssen!<br />

„Den deutlichsten Beweis", fährt Herr Renard fort, „daß kein Riß zwischen Krone<br />

und Volk besteht, gibt der gegenwärtige Moment, wo mit allgemeiner Begeisterung die<br />

deutsche Frage durch alle Provinzen tönt ... Die Begeisterung ... bezieht sich bei vielen<br />

großenteils auf die Würde, auf die Größe unsres angestammten Königshauses von Gottes<br />

Gnaden, des ritterlichen und" (besonders in der Champagne, bei Jena und am<br />

18.März 1848 [35al) „sieggewohnten Stammes der Zollern. (Heiterkeit und Bravo.)"

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