06.07.2013 Aufrufe

Seite 351

Seite 351

Seite 351

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wäre Piemont eine Republik, die keine Rücksicht auf monarchische Traditionen<br />

zu nehmen hätte, so stand ihm ein Weg offen, den Feldzug ganz anders<br />

zu beendigen.<br />

Chrzanowski war nach Biella und Borgomanero zurückgetrieben. Dort,<br />

wo die Schweizeralpen jeden weitern Rückzug, wo die zwei oder drei engen<br />

Flußtäler jede Zerstreuung der Armee so gut wie unmöglich machen, dort war<br />

es leicht, die Armee zu konzentrieren und durch einen kühnen Marsch Radetzky<br />

s Sieg fruchtlos zu machen.<br />

Wenn die Chefs der piemontesischen Armee revolutionären Mut besaßen,<br />

wenn sie wußten, daß in Turin eine revolutionäre, aufs äußerste gefaßte Regierung<br />

saß, so war ihre Handlungsweise sehr einfach.<br />

Am Lago Maggiore standen nach der Schlacht von Novara 30 [000] bis<br />

40000 Mann piemontesischer Truppen. Dies Korps, in zwei Tagen konzentriert,<br />

konnte sich in die Lombardei werfen, in der nicht 12000 Mann Ostreicher<br />

stehn; es konnte Mailand, Brescia, Cremona besetzenden allgemeinen<br />

Aufstand organisieren, die einzelnen aus dem Venetianischen heranrückenden<br />

östreichischen Korps einzeln schlagen und damit Radetzkys ganze Operationsbasis<br />

in die Luft sprengen.<br />

Radetzky, statt auf Turin zu marschieren, hätte sofort umdrehen und<br />

in die Lombardei zurückkehren müssen, verfolgt von dem Massenaufgebot<br />

der Piemontesen, das natürlich die lombardische Insurrektion unterstützen<br />

mußte.<br />

Dieser wirkliche Nationalkrieg, ein Krieg, wie ihn die Lombarden im März<br />

1848 führten und womit sie Radetzky hinter den Oglio und Mincio jagten, dieser<br />

Krieg hätte ganz Italien in den Kampf gejagt und den Römern und Toskanern<br />

ganz andere Energie eingeflößt.<br />

Während Radetzky noch zwischen Po und Tessin stand und sich besann,<br />

ob er vorwärts oder rückwärts gehen solle, konnten die Piemontesen und Lombarden<br />

bis vor Venedig marschieren, Venedig entsetzen, La Marmora und<br />

römische Truppen an sich ziehen, den östreichischen Feldmarschall durch<br />

zahllose Guerillasschwärme beunruhigen und schwächen, seine Truppen<br />

zersplittern und ihn endlich schlagen. Die Lombardei wartete nur des Einmarsches<br />

der Piemontesen; sie erhob sich schon, ohne ihn abzuwarten. Nur<br />

die östreichischen Zitadellen hielten die lombardischen Städte im Zaum.<br />

Zehntausend Mann Piemontesen waren schon in der Lombardei; wären noch<br />

20[000]-30000 hineinmarschiert, so war Radetzkys Rückzug unmöglich.<br />

Aber der Aufstand in Masse, die allgemeine Insurrektion des Volkes, das<br />

sind Mittel, vor deren Anwendung das Königtum zurückschreckt. Das sind<br />

Mittel, die nur die Republik anwendet - 1793 liefert den Beweis dafür. Das

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!