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ein, sie müßten irgend etwas durchsetzen, wo einmal nichts durchzusetzen ist!<br />

Warum machen sie sich weis, sie seien berufen, dasjenige parlamentarisch<br />

durchzusetzen, was nur revolutionär, mit Gewalt der Waffen durchgesetzt<br />

werden kann! Aber freilich, die Herren sind „durch das parlamentarische Leben<br />

auf die Höhe gekommen", von der uns der Abg. Waldeck so schöne Dinge zu<br />

erzählen weiß, die Höhe, wo der esprit de corps 1 anfängt und die revolutionäre<br />

Energie - s'il y en avait 2 - verdunstet!<br />

Der erste Redner der bunten Partei, die man die Linke nennt, ist Herr<br />

V.Berg. Man glaube aber ja nicht den muntern kleinen Abbe des vorigen Jahres<br />

wiederzufinden, der die Herren von der Rechten mit allerlei kleinen pikanten<br />

Witzchen so hübsch zu ärgern wußte. Herr Berg tritt nicht mehr als Abbe,<br />

er tritt als Pastor auf.<br />

Er meint, es sei doch wünschenswert gewesen, den Adreßentwurf [342J so<br />

abzufassen, daß „eine möglichst große Majorität sich dafür erklären könne".<br />

Die Kammer hätte dem Lande zeigen müssen, „daß seine Vertreter gesonnen<br />

sind, bloßen Prinzipienkämpfen nicht das Wohl des Landes zu opfern". Am<br />

Schluß vermißte Herr Berg an dem Entwurf „den Geist der Versöhnung, der<br />

uns (?) durchdringt", das Streben nach „Verständigung". Er prophezeit der<br />

Kammer, sie werde durch die Adreßdebatte nicht „den Frieden, die Hoffnung<br />

auf eine bessere Zukunft im Vaterlande begründen".<br />

In der Tat! Haben darum die Wähler von Jülich und Düren den Herrn<br />

Berg nach Berlin geschickt, daß er den Kampf um das Recht des Volks, sich<br />

selbst seine Verfassung zu geben, für einen bloßen „Prinzipienkampf" erkläre,<br />

daß er „Versöhnung" und „Verständigung" im Kanzel tone predige, daß er von<br />

„Frieden" fasele, wo es den Krieg gilt?<br />

Sie, Herr Kaplan Berg, wurden gewählt, nicht weil Sie Prediger, sondern<br />

weil Sie Steuerverweigerer waren. Ihre Wahl geschah nicht im Interesse des<br />

Friedens, sondern sie war von vornherein eine Kriegserklärung gegen den<br />

Staatsstreich. Nicht um Versöhnung und Verständigung anzubieten, sondern<br />

um zu protestieren, wurden Sie nach Berlin gesandt. Und jetzt, wo Sie Deputierter<br />

sind, jetzt erklären Sie den Kampf zwischen der Volkssouveränetät<br />

und der „Vollgewalt der Krone" für einen bloßen unfruchtbaren Prinzipienkampf!<br />

Die meisten der Herren Steuerverweigerer sind wiedergewählt, nicht weil<br />

ihre ganze Wirksamkeit vom Mai bis November 1848 die Wähler befriedigte,<br />

sondern weil sie durch den Steuerverweigerungsbeschluß 3 auf revolutionären<br />

Boden getreten waren, weil man hoffen durfte, daß die Fußtritte, mit denen

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