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sondern als linker, wirklich proletarischer Flügel der Demokratie auftraten. Die „Neue<br />

Rheinische Zeitung" erschien mit dem Untertitel „Organ der Demokratie". Die Zeitung<br />

wurde zum Erzieher und Führer der Volksmassen im Kampf gegen die Konterrevolution.<br />

In dem Bestreben, die Leser über alle wichtigen Ereignisse der deutschen und europäischen<br />

Revolution aufzuklären, gab die Redaktion oft eine zweite Tagesausgabe heraus.<br />

Wenn vier Druckseiten nicht ausreichten, fügte man Beilagen hinzu und bei neuen wichtigen<br />

Nachrichten Extrabeilagen und Extrablätter in Form von Flugblättern. Die Leitartikel<br />

wurden in der Regel von Marx und Engels verfaßt. Sie waren gekennzeichnet:<br />

;,*KöIn" oder „**Köln". Da Marx in den ersten Monaten in starkem Maße mit der Gesamtleitung<br />

und mit organisatorischen Dingen beschäftigt war, schrieb in dieser Zeit<br />

Engels die meisten Leitartikel. Einige redaktionelle Artikel von Marx und Engels — mit<br />

einem Sternchen gekennzeichnet — wurden auch unter den Mitteilungen aus den verschiedenen<br />

Ländern abgedruckt.<br />

Jeder Redakteur beschäftigte sich mit einem begrenzten Bereich. Engels schrieb kritische<br />

Artikel über die Debatten der Berliner und Frankfurter Nationalversammlung sowie<br />

der zweiten Kammer in Preußen, Artikel über die nationale Freiheitsbewegung in<br />

Böhmen, Posen und Italien, über den Krieg mit Dänemark um Schleswig-Holstein, die<br />

revolutionären Kämpfe in Ungarn und vom November 1848 bis Januar 1849 eine Artikelreihe<br />

über die Schweiz. Wilhelm Wolff verfaßte Artikel über die Agrarfrage in der deutschen<br />

Revolution, insbesondere über die Lage der Bauern und die Bauernbewegung in<br />

Schlesien, und führte einen Abschnitt der Rubrik „Aus dem Reich", in der Nachrichten<br />

aus den deutschen Kleinstaaten zusammengestellt wurden. Ernst Dronke arbeitete eine<br />

Zeitlang als Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung" in Frankfurt am Main; er<br />

schrieb einige Artikel über Polen und in der Zeit von März bis Mai 1849 Beiträge über<br />

Italien. Ferdinand Wolff war längere Zeit einer dei Korrespondenten in Paris. Die Mitarbeit<br />

von Heinrich Bürgers beschränkte sich auf einen Artikel, den Marx zudem völlig<br />

überarbeitete (siehe Band 5 unserer Ausgabe, S. 22-24). Georg Weerth war der Verfasser<br />

des Feuilletons. Ferdinand Freiligrath trat im Oktober 1848 in die Redaktion ein und veröffentlichte<br />

seine revolutionären Gedichte.<br />

Als die erste Nummer der „Neuen Rheinischen Zeitung" mit Engels' Artikel „Die<br />

Frankfurter Versammlung" (siehe Band 5 unserer Ausgabe, S. 14-17) erschien, stellte eine<br />

große Zahl der bürgerlichen Aktionäre die Unterstützung der Zeitung ein. Die offene<br />

Parteinahme der „Neuen Rheinischen Zeitung" für die Sache des Proletariats während<br />

des Pariser Juniaufstandes veranlaßte die meisten der verbliebenen Aktionäre, sich ebenfalls<br />

zurückzuziehen.<br />

Die entschlossene und unversöhnliche Haltung der „Neuen Rheinischen Zeitung", ihr<br />

kämpferischer Internationalismus und ihre politischen Enthüllungen riefen bereits in den<br />

ersten Monaten ihres Erscheinens den wütenden Haß der feudal-monarchistischen und<br />

bürgerlich-liberalen Presse und Verfolgungen durch die preußische Regierung hervor.<br />

Die Behörden weigerten sich, Marx die preußische Staatsbürgerschaft zu gewähren und<br />

leiteten gegen die Redakteure der Zeitung, in erster Linie gegen Marx und Engels, eine<br />

Reihe gerichtlicher Verfahren ein. Aus Anlaß der Kölner Septemberereignisse verhängten<br />

die Militärbehörden am 26.September 1848 den Belagerungszustand und verboten das<br />

Erscheinen der demokratischen Zeitungen, darunter der „Neuen Rheinischen Zeitung".<br />

Engels, Dronke und Ferdinand Wolff verließen zeitweilig Köln, um einer drohenden Verhaftung<br />

zu entgehen. Wilhelm Wolff mußte sich vorübergehend in die Pfalz begeben<br />

und später einige Monate in Köln vor der Polizei verbergen. Nach der Aufhebung des

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